Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung brachte mich darauf, über Schuld nachzudenken. Genauer gesagt über den Begriff der Kollektivschuld. In den Artikel ging es um die USA und die Folter von gefangenen Irakern. Der Autor ging unter anderem der Frage nach, ob die Bürger der Vereinigten Staaten eine Kollektivschuld trifft.

Unabhängig vom Artikel oder vom Thema stellt sich mir die Frage, ob es so etwas wie Kollektivschuld überhaupt gibt, geben kann. Jemand, der frei von eigener Schuld ist, kann nicht im Rahmen einer Kollektivschuld für das Fehlverhalten anderer verantwortlich gemacht werden, nur weil er Bürger eines Landes oder Angehöriger einer Gruppe oder Glaubensrichtung ist.

Ebensowenig, wie es die „die Amerikaner“, „die Deutschen“ oder „die Juden“ gibt, kann es eine Kollektivschuld geben. Ein 15 jähriger Amerikaner kann wohl kaum die Verantwortung für die Folter von Gefangenen übernehmen, so wie eine israelische Mutter auch nicht die Vertreibung der Palästinenser zu verantworten hat. Das Einzige, wo jeder Verantwortung für hat, ist sich gegen solche Entwicklung zu stemmen und Geschehnisse nie zu vergessen, auf dass sie sich niemals wiederholen. In Bezug auf den Holocaust bedeutet das, dass gerade uns Deutschen der nachfolgenden Generationen die Verantwortung obliegt, sich jegliche Form der Wiederholung im Großen wie auch im Kleinen mit aller Kraft entgegenzustellen. Aber uns trifft auf Grund der Tatsache, dass wir in Deutschland geboren sind, keine Kollektivschuld. Nur eine persönliche Schuld, wenn wir dem Hass und der Intoleranz wieder weichen und den Schlägern und Mördern das Feld überlassen.

Genauso kann man auch das fassen, was Aufgabe eines jeden Amerikaners wäre.
Zunächst einmal, die Tatsachen nicht verleugnen oder verdrehen. Das was in den Gefängnissen im Irak durch amerikanische Soldaten, amerikanische Bürger gemacht wurde, war Folter. Eindeutig. Keine Entschuldigung oder Rechtfertigung, keine Verharmlosung ist hier angebracht. In den Händen der amerikanischen Bürger liegt es jetzt, die für die Folter Verantwortlichen ausfindig zu machen und und in einem ordentlichen Verfahren über sie zu urteilen. Dabei sollten nicht nur die einfache Soldaten, sondern alle Glieder in der Befehlskette überprüft werden im Hinblick auf die Schuld, die sie durch aktives Handeln, durch Befehle oder Dienstanweisungen – auch inoffizielle – auf sich geladen haben.

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