Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Ein perfektes System für den Lebensabend hat Deutschland nicht. Wer die Rente jedoch komplett abschafft, zerstört den sozialen Zusammenhalt.

Bismarcks Erbe

Seit 127 Jahren gibt es in Deutschland die gesetzliche Rentenversicherung. Sie geht zurück auf die Sozialgesetzgebung des damaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck. Damit verfolgt Bismarck zwei Ziele. Der soziale Not der Arbeiterschaft sollten etwas entgegengesetzt werden. Nicht aus reiner Menschenliebe, sondern um den Sozialdemokraten das Wasser abzugraben. Wer würde schon SPD wählen, wenn ihm der Staat doch unter die Arme greift?
Trotz dieser zweiten Intention wurden die Sozialgesetzgebung und damit auch die Rente einer der größten Errungenschaften. Durch die Einführung der Rente gab es plötzlich eine gesicherte Phase nach dem Erwerbsleben. Man musste nicht mehr ins zum Tod arbeiten oder war auf Almosen durch die Kinder und Enkelkinder angewiesen.
Dennoch, das System hatten seine Schwierigkeiten. Die heutige Umlagefinanzierung ist bei der Rente im Prinzip nichts anderes als ein großes Pyramidenspiel. Nur solange es mehr Nachwuchs und einen größeren Teil arbeitender Bevölkerung im Verhältnis zu nennen gibt, die von der Rente leben, funktioniert das System. Geburtenrückgang und aus dem Rententopf bezahlte Fremdleistungen führen jedoch zu Problemen. Dazu kommt eine generell höhere Lebenserwartung. Das ist jetzt laienhaft kurz auf den Punkt gebracht, um ein wenig die Hintergründe aufzufrischen.

Rente wird abgeschafft

Alexas_Fotos / Pixabay

Zukunft der Rente

Mit der Renten steht es also nicht zum Besten. Es gab auch immer wieder Versuche, sie zur reformieren beziehungsweise die Rentenleistungen zu ergänzen. Dazu musste man die Bevölkerung ermutigen, selber zusätzlich etwas anzusparen. Bekanntes Schlagwort ist hier die so genannte Riester-Rente. Ob die sich  als Ergänzung tatsächlich lohnt, ist nach wie vor umstritten.
Unbestritten bleibt die Tatsache, dass nur der zusätzlich ausreichend ansparen kann, der auch über ein entsprechendes Einkommen verfügt. Wer in prekären Jobs mehr oder weniger von der Hand in den Mund lebt, kann keine Rücklagen bilden. Die Altersarmut ist vorprogrammiert. Meiner Meinung nach ist auch ein höherer Bildungsabschluss keine Garantie, nicht in Altersarmut abzurutschen. Dafür gibt es mittlerweile viel zu viele Lebensbiographen, die nicht gradlinig verlaufen sind.
So, viele Worte, um letztendlich nur zu verdeutlichen, wie fassungslos mich die Forderung des AfD-Parteivorsitzenden Jörg Meuthen auf dem AfD-Parteitag Ende Juni in Augsburg gemacht hat. Der forderte allen Ernstes, die gesetzliche Rente schrittweise abzuschaffen. Stattdessen sollen sich die Menschen privat selber um ihre Altersvorsorge kümmern. Nur in Extremfällen würde dann der Staat mit Steuermitteln eingreifen.

Paritätische Finanzierung

Diese AfD-Position ist eine Kriegserklärung an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland. Es wäre der Ausstieg aus einer paritätischen Finanzierung der Rente, die von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer so wie von ihnen und ihren Arbeitgebern grundsätzlich zu gleichen Teilen getragen wird. Ein Rückfall um mehr als 127 Jahre Sozialgeschichte in Deutschland.
Profitieren würde davon Arbeitgeber, da die Lohnnebenkosten in nicht unerheblichen Umfang sinken würden.

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