Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Sich mit und für andere freuen ist eine besondere Gabe. Öfter begegnet man Neid uns Missgunst.

Eine Frage der Perspektive?

Die fünfte Woche, seit dem meine Frau und ich umgezogen sind, neigt sich zu Ende. Die fünfte Woche, seit dem wir in unserem eigenen Haus leben. Für uns beide ist das etwas Großartiges, eine völlig neue Erfahrung. Etwas, wofür wir haben gekämpft und gearbeitet haben — was nicht einfach so dahergesagt ist. Wir kennen beide seit über 50 Jahren nur das Wohnen und Leben in Mietwohnungen oder Häusern. Erst jetzt haben wir das Gefühl, endlich mal angekommen zu sein. Entsprechend groß ist unsere Freude — die aber wohl nicht jeder teilt.

Wenn ich zurück blicke in meine Kindheit und Jugend, dann hat mich auch geprägt, in welchen Verhältnissen ich aufgewachsen bin. Ein alter Bauernkotten, der nicht irgendwo malerisch in der Normandie stand. Dass wir keine Heizung, sondern lediglich Köhleöfen (zeitweise mal Ölöfen) hatten, war auch nicht romantisch. Kein Rollos, sondern Holzblenden vor den einfach verglasten Fenstern, die man abends zumachte, in dem man ums Haus ging und die Holzblenden schloss.

Es war halt so. Beneidet habe ich meine Mitschüler damals nicht. Klar hätte ich auch lieber moderner gewohnt. Aber Neid empfand ich nicht damals. Neid definiert sich nämlich dadurch, dass man anderen etwas nicht gönnt. So was lag mir fern.

Dein Neid verletzt

In meinem Leben gab es immer wieder Momente, wo ich auch gerne Dinge gehabt hätte, die anderen hatten. Das Piratenschiff etwa das Piratenschiff von Playmobil oder den Atari ST. Gab es nie für mich, also spielte ich bei Freunde damit. Zumindest sie hatten es, warum sollte ich daher neidisch sein? Etwas haben wollen, was andere haben, ist nicht gleichbedeutend mit Neid. Der kommt erst dann ins Spiel, wenn man deren etwas nicht gönnt. Die Grenzen zwischen Neid und Missgunst sind meiner Meinung nach fließend, beides sind ungute Gefühle.

Gerade jetzt wird mir bewusst, wie sehr Neid auch verletzen kann. Etwa, wenn man sich nicht für meine Frau und mich freut, dass es geklappt hat mit dem eigenen Heim. Wenn man etwa versucht, die Gegen schlecht zu reden. Oder anführt, wo es doch schöner gewesen wäre zu wohnen. Oder auch, wenn man sich einfach wortlos abwendet von einem.

Verstehen werde ich das wohl nicht. Dennoch, ich muss lernen, mit dem Neid anderer umzugehen.

2 Kommentare

  1. Gratuliere dir zum Eigenheim – weil es für dich die Erfüllung ist. Verstehe die Leute nicht, die nicht gönnen können!
    Selbst fand ich es allerdings nie unbefriedigend, in Mietwohnungen zu wohnen. Vermutlich sind vor allem jene neidisch, die selber wollen, aber nicht können, warum auch immer.

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