Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Seit dem 28. August gibt es die ersten zehn Folgen der Serie „Narcos“ über den kolumbianischen Drogenbaron Pablo (Emilio) Escobar (Gaviria). Jenes Mannes, der Anfang der 80-Jahre zu durch Drogengeschäfte bis zu 60 Millionen Dollar am Tag verdiente. Skrupellos, gnadenlos und unglaublich erfolgreich wurde entwickelt er sich zu einem Menschen, der zum Fluch für sein Land wurde — und dennoch gerade für viele Arme als Heiliger galt. Selbst nach seinem Tod wird er noch verehrt.

Der Streamingdienst zeigt in einer Eigenproduktion den Aufstieg von Escobar bis zum Rand seines Untergangs. Die Serie wurde vielfach gelobt, wie ich finde völlig zurecht. Sie gehört mit zum dem Besten, was in letzter Zeit gesehen habe. Im Vordergrund steht nicht die ausschweifende Darstellung von Gewalt, sondern der durchaus gelungene Versuch, die Entwicklung von Escobar zu erklären. Das Escobar wie auch alle anderen Figuren so plastisch wirken in der Serie, liegt an der hervorragenden Leistung der Schauspieler. Sie verschwinden als Person völlig hinter der Figur, die sie darstellen. Absolut großartig: Wagner Moura. Der Brasilianer lernte extra für die Rolle Spanisch und nahm 20 Kilo zu. Gerade sein langsames, of leises sprechen, unterbrochen von schnaufen, lässt Escobar bedrohlich wirken.

Die Serie ist auch eine Art Einstiegsdroge für Filme in Originalsprache, man muss sie unbedingt mit Untertitel sehen. Wenn Moura Escobars berühmten Satz „Plata o plomo“ sagt, läuft es einem eiskalt den Rücken herunter. Gerade durch das Spanisch ist man näher an Kolumbien und der blutigen Realität dran, obwohl man möglicherweise die Handlung nur durch die Untertitel versteht.

Gelungen ist bei der Umsetzung des Stoffs auch die Art, wie die Handlung vorangetrieben wird.
Nüchtern aus dem Off erzählt die Stimme des DEA-Agenten Steve Murphy, die Entwicklung. Dabei ist Murphy selber auch handelnde Figur, ein Figur die sich durch die Erfahrung auch wandelt. So erlebt der Zuschauer gleich in der ersten Folge, wie weit Murphy gehen wird. „…don’t call me a bad guy just yet“ sagt Murphy, nach dem er ein Blutbad unter den feiernden Killern von Escobar anrichtet.

Ebenfalls die Grenzen überschreitet der kolumbianischer Leiter des Search Bloc, einer Spezialeinheit, die eigens zur Verfolgung und Ausschaltung des Medellín-Kartells geschaffen wurde. Männer, denen viel genommen wurde, schlagen mit fast der gleichen Härte zurück und beantworten Terror mit Terror.

Atemlos bis zur letzten Folge zieht einen die Serie in ihren Bann, die letzten drei Folgen sahen wir uns gestern in einem Rutsch an. Die offenen Frage am Ende sind Anreiz, sich selber noch mal in das Thema einzulesen, darüber zu erschrecken, wie viel grausamer die Realität war.

Wenn Netflix weiter solche Serien produziert, kann man der Firma nur allen erdenklichen Erfolg wünschen. Wer noch kein Probeabo hat, sollte dringen darüber nachdenken, allein um Narcos zu sehen.

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