Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Im NaNoWriMo ist mein Teller gerade einmal der Unterteller für eine Kinderportion Kaffee. Trotzdem schau ich gelegentlich über den Rand hinaus. Besonders interessant sind im meinem Fall die Schreibnachbarn wie Marcus Johanus. Heute hat er den Artikel „Was ich bisher im NaNoWriMo 2013 gelernt habe“ in seinem Blog — ein Steilvorlage für meine eigenen Gedanken zum Thema.

Für mich ist es bereits das vierte Mal, dass ich am NaNoWriMo teilnehme. Im Gegensatz zu Marcus fühle ich mich noch längst nicht wie ein alter Hase. Möglicherweise liegt das auch ein meiner Kölner Schreibgruppe, bei denen es welche gibt, die nächste Jahr ihre 10-Jähriges NaNoWriMo-Teilnahme feiern können. Was Marcus und ich dagegen gemeinsam haben, ist die systematische Vorgehensweise beim schreiben. Wenn man unsere Lebensläufe vergleicht, wundert das nicht wirklich. Aber es soll ums lernen gehen und nicht um Ähnlichkeiten.

Für mich ist der NaNoWriMo einer großer Lehrmeister in Sachen Disziplin. Ohne Disziplin keinen Erfolg. Wenn man es sich nicht zu Aufgabe macht, jeden Tag zu schreiben, wird man früher oder später vor die Wand fahren. Regelmäßigkeit ist dabei genau so wichtig, zumindest für mich, wie feste Zeiten, zu denen ich schreibe. Das ist selbstverständlich mit einer gewissen Brutalität gegenüber sich selber verbunden. Von Montag bis Freitag stehe ich um 5:30 Uhr auf. Nutze die Zeit vor dem Frühstück, um schon mal vorzulegen für den Tag. Dann gibt es die Zugfahrt zum Büro und wieder zurück, die für mich auch Schreibzeit ist.

Durch diesen Rhythmus, der einem sowohl geistig als auch körperlich einiges abverlangt, bin ich die Woche über abends müde und erschöpft. Bei Dingen, über die ich mich sonst aufgeregt hätte, zucke ich nur kurz mit den Schultern. Sie sind mir egal. Der NaNoWriMo lehrt hier ein Stück weit Gelassenheit. Man fokussiert seine Energie vollkommen auf ein Ziel. Ein weitere Nebeneffekt bei der Anstrengung ist der innere Kritiker, der kaum zu Wort kommen kann.

Während man schreibt, lernt man nicht nur seine eigenen Grenzen kennen sondern spürt auch, wie sich diese weiter verschieben lassen. Mit jedem NaNoWriMo habe ich das Gefühl, besser zu werden. Vor allem aber sicherer. Meine Vorgehensweise ist mir mittlerweile vertraut, ich weiss, worauf ich mich einlasse und wie ich mein tägliches Pensum bewältigen kann. Durch den NaNoWriMo lernt man Respekt vor der Arbeit anderer Autoren, hat beim lesen von Büchern ein ganz anderes Gefühl für den Stoff. Selbst wenn man sich Filme wie „Ich – Einfach unverbesserlich 2“ ansieht, arbeitet das Autorengehirn. Setting und Figuren werden auseinandergenommen, analysiert. Im Gegensatz zum Deutschunterricht aus der Schule macht das sogar Spaß, weil man es durch die eigene Schreiberfahrung einordnen kann.

Es gibt auch etwas, was nicht lernt im NaNoWriMo, Beziehungsweise was man verlernt. Verständnis für Menschen, die eine mangelnde Selbstdisziplin haben — mir fällt es jedenfalls schwer. Durch den NaNoWriMo erkennt man, was sich durch Willen erreichen lässt. Probleme stellen keine unüberwindbare Hürde da, sondern eine Herausforderung, die sich meistern lässt. Nicht immer, aber was hier zählt, ist die Bereitschaft, nach einer Lösung zu suchen und nicht nach Einwänden, sich erst gar nicht mit dem Problem befassen zu müssen.

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