Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Videotheken und Kinos haftet in Deutschland der modrige Geruch des Untergangs an. Schlimm ist das aber nicht.

Sterbende Welten

Ende September schließt in Aurich die Videothek „World of Video“. Darüber kann man geteilter Meinung sein. Persönlich liegt bei mir die Zeit schon lange zurück, in der ich DVDs ausgeliehen habe. VHS-Kassetten ausleihen sogar noch viel länger. Ursache dafür ist vor allem das wachsende alternative Angebot. Nicht nur Streaming-Dienste liefern den Content im Abo bequem ins Haus. Man kann sich auch Filme auf diversen Plattformen ausleihen und direkt ansehen, ohne die eigenen vier Wände zu verlassen. Dazu kommt noch das sehr große Angebot der öffentlich-rechtlichen Mediatheken.

Natürlich gibt es auch einen Haken an schönen neuen Welt. Eine einigermaßen schnelle Internetanbindung ist Voraussetzung für die Nutzung. Leider gibt es in Deutschland noch einige Flecken, wo das nicht gegeben ist. Hier stellt sich dann aber die Frage, ob man von einer Videothek profitiert, wenn man wirklich weit ab vom Schuss wohnt.

Jedenfalls, worauf ich eigentlich hinaus will: Niemand würde auf die Idee kommen, für die sterbenden Videotheken nach staatlicher Unterstützung zu rufen, um diese zu retten. Es ist, wie es ist. Manche Geschäftsmodelle fallen einfach aus der Zeit. Und damit kommen wir zu den Kinos.

Tote Orte heute: Kinos

In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung gibt es einen Artikel mit „Sieben Thesen zur Zukunft des Kinos“. Meine erste Reaktion vor dem Lesen des Artikels: Schulterzucken. Warum nicht die Kinos einfach sterben lassen, ähnlich wie die Videotheken? Beide bieten Filme an. Die einen zum Ansehen vor Ort, die anderen zum Ausleihen und schauen zu Hause.

Für mich ist ein Film vor allem ein Film. Ein schlechter Film wird auf großer Leinwand nicht besser, ein guter Film kann auch auf einem kleinen Bildschirm in den Bann ziehen — meine persönliche These. Zurück aber zum Artikel in der SZ.
Sieben Menschen schrieben eine Reihe von klugen Ideen zusammen. Bevor man jedoch dazu kommt, Ihre Meinung zur Zukunft der Kinos in Deutschland zu lesen, stolpert man über folgenden Satz der SZ-Redaktion:

Branchenverbände fordern weitere Hilfen vom Staat.

Da sind wir dann direkt beim Geschrei nach staatlichen Subventionen, wenn das eigene Geschäftsmodell baden geht. Fragt sich nur, mit welcher Berechtigung hier staatliche Hilfe eingefordert wird. Systemrelevant sind Kinos jedenfalls nicht. Sie generelle als Orte der Kultur wie etwa Theater einzuordnen, geht mir persönlich deutlich zu weit.

Am besten gefallen mir noch die Vorschläge von Robert Hofmann zur Revitalisierung der Kinos. Führ ihn geht es darum, dass Kinos wieder für eine gewisse Wertigkeit stehen. Dazu gehört die Art der Präsentation, das Ambiente und ja, auch Benimmregeln für Besucher. Ich für meinen Teil gehe doch ins Kino, wenn ich mich anders als zu Hause über das Verhalten andere (Smartphone Nutzung während des Films, laute Unterhaltung, gegen den vorderen Sitz treten etc.) antun muss.

Mir gefällt auch, dass sich die Vorschläge von Hofmann ganz ohne Subventionen umsetzen lassen. Wenn es dann noch immer nicht läuft, nun dann ist es halt so.

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