Von allen guten und bösen Geistern verlassen

iBook Author – die Zukunft für Autoren?

Nach dem Special Event von Apple im Guggenheim Museum von New York City habe ich das Ganze ein paar Tage sacken lassen. Auf Grund meines Studiums habe ich nach wie vor eine gewisse Bildungsaffinität. Das Konzept von Apple hört sich erstmal nicht verkehrt an – bis man hinter die Kulissen schaut.

Am neugierigsten war ich natürlich in Bezug auf iBook Author. Einer kostenlosen Software, mit der man eBooks erstellen kann, kinderleicht zu bedienen und mit der Möglichkeit, das Endergebnis in den eBook Store von Apple zu laden. Hört sich fantastisch an. Noch am Donnerstag habe ich mir daher die Software auf meinem Rechner installiert.

iBA Vorlagen


Mein erster Eindruck: ein alter Bekannter. iWeb, leicht aufpoliert und in einer neuen Verpackung zur Gestaltung von eBooks hergerichtet. Das an sich nicht schlimm. Schließlich handelt es sich bei eBooks im epub Format um (X)HTML-Dokumente. Nachprüfen lässt sich das, in dem man ein fertiges iBook umbenennt, als aus der Dateiendung ‚ibooks‘ ‚zip‘ macht und das Paket entpackt. Unter Mac OS X geht das nicht per Doppelklick, sondern entweder mit Programmen wie dem Archiver oder über die Shell.

iBA Oberflaeche


Wobei das technisch für Autoren eigentlich nicht wirklich relevant sein sollte. Man will sich auf’s schreiben und veröffentlichen konzentrieren – oder sollte es zumindest. Genau da verspricht iBooks Author ja zu helfen, wenn man denn zur Zielgruppe gehört. Zum Schreiben eines Buches ist iBook Author nämlich denkbar ungeeignet. Seine Seitenstruktur ähnelt in dieser Hinsicht dem starren Ansatz von Office Programmen, nur das bei iBooks Author jegliche Möglichkeit fehlt, das Geschrieben zu kommentieren, oder mit Anmerkungen und Versionen zu arbeiten. In dieser Hinsicht ist das Programm meiner Ansicht nicht geeignet. Von einer Enttäuschung würde ich dennoch nicht sprechen, es ist lediglich nicht das richtige Werkzeug für Entwurf und Überarbeitung.

Bleiben als die Bereich gestalten und veröffentlichen. Wenn man als Autor das Glück hat und für einen Verlag schreiben darf, entfallen diese beiden Bereiche, denn darum kümmert sich der Verlag. Zur Zielgruppe gehörten dann demnach nur Autoren, die aus dem einen oder anderen Grund eine Selbstveröffentlichung ins Auge gefasst haben – dazu kommen dann noch die Lehrenden an Bildungseinrichtungen, für die das Werkzeug wohl auch in erster Linie gedacht ist.

Das Gestalten des Buches klappt, nach einigen Eingewöhnungschwierigkeiten, recht gut. Vom Mehrwert gegenüber anderen Tools wird man aber nur dann was merken, wenn man das Buch multimedial anreichern möchte. Eine Bildergalerie, eingebunden Videos oder weitere interaktive Elemente (sogar für reines HTML gibt es ein entsprechendes Widget). Sofern man über kein (angeschlossenes) iPad verfügt, muss man auf die Vorschau seines Werkes leider verzichten. Einen iPad Simmulator wir bei XCode sucht man vergeblich.

Die Veröffentlichung dürfte für Autoren der spannendste Teil sein. Hier sind jedoch die Hürden nicht zu unterschätzen. Als erstes wird man auf eine Webseite von Apple geleitet und aufgefordert, sich einen Account anzulegen.

iBA Account


Direkt am Anfang muss man sich für eine der beiden Account-Varianten entscheiden. Will man sein Werk kostenlos anbieten oder lieber verkaufen? Wenn man einen Verkauf in Betracht zieht, sollte man folgendes bedenken:

A U.S. Tax ID is required as part of the iTunes Connect sign-up and authentication process to sell books on the iBookstore. This requirement also applies to publishers outside the U.S. To request a U.S. Tax ID from the IRS, click here. Be sure to enter your U.S. Tax ID correctly when applying. If you are prompted to complete U.S. tax forms on iTunes Connect, you must use the same U.S. Tax ID.
If you choose to enter into a free book agreement, a U.S. Tax ID is not required at this time.
Quelle: Apple, Book Publishers: Frequently Asked Questions

Hat man seinen Account angelegt und die Bestätigung per E-Mail von Appel bekommen, kann man den Application Loader sein Werk hochladen – theoretisch, denn zum Zeitpunkt, wo ich diesen Artikel schreibe, warte ich noch auf eine Bestätigung von Apple.

Die Wartezeit kann man dann nutzen, um sich mit weiteren Bedingungen zu beschäftigen. Zum Beispiel der Tatsache, dass man beim Verkauf seines Buches eine ISBN-Nummer braucht. Das ist in dem Fall jedoch keine Besonderheit von Apple.

iBA Loader


Über die Software-Lizenzvereinbarung (EULA) von Apple kann man im Internet bereits eine Menge lesen. Gut zu wissen ist dabei, wo sich die eigentlich in iBooks Author versteckt. Im Hilfezentrum der Software bekommt man unter dem Punkt „Veröffentlichungen“ (An gleiche Stelle gibt es zudem auch noch ein paar nützliche Tipps in Bezug auf die Veröffentlichung) den entscheidenden Hinweis:

Wenn Sie Ihr Buch an andere Personen verteilen möchten, lesen Sie bitte unbedingt die Richtlinien in der iBooks Author-Software-Lizenzvereinbarung. Wählen Sie „iBooks Autor“ > „Über iBooks Autor“ und klicken Sie auf „Lizenzvereinbarung“, um die Vereinbarungen einsehen zu können.

Sofern man sein Werk kostenlos anbietet, hat man weniger zu berücksichtigt. Möchte man sein Werk verkaufen, sollte man sich direkt auf der ersten Seite der Lizenzbedingungen diesen Hinweis genau durchlesen:

IMPORTANT NOTE:
If you charge a fee for any book or other work you generate using this software (a “Work”), you may only sell or distribute such Work through Apple (e.g., through the iBookstore) and such distribution will be subject to a separate agreement with Apple.

Im Klartext: Wer ein Werk mit iBooks Author erstellt und verkaufen möchte, darf man dies ausschließlich über Apple. Für den Fall, dass das Werk aus welchen Gründen auch immer von Apple nicht in Store aufgenommen wird, darf es nirgends anders verkauft werden. Es hilft dabei, sich die Bedingungen wirklich genau durchzulesen. Das geistige Eigentum eines Autors unterliegt natürlich nicht diesen Beschränkungen, sondern nur das mit iBooks Author erstellte Buch. Man kann das restriktiv finden oder nicht, aber so sind die Regeln. Wie heisst es so schön: wer die Kappelle bezahlt, darf bestimmen, welche Musik gespielt wird.

Für mich selber stellt sich bei Licht betrachtet folgende Frage: Brauche ich diese Software wirklich? Apple selber empfiehlt sie für Multi-Touch Bücher, d.h. also eher um zusätzliche Materialien und Medien angereicherte Werke. Für „normale“ Bücher empfiehlt sich ein Buch im epub-Format, das dann nicht nur auf dem iPad, sondern auch auf anderen Geräten lesbar ist. iBooks Author braucht man dafür nicht, es empfiehlt sich auch nicht als Werkzeug, da nicht in das epub-Format exportiert werden kann.

Über die Software von Apple hinaus kann man auch lange darüber diskutieren, welche Format für elektronische Bücher künftig sinnvoll ist. Wenn man ein „Buch“ haben möchte, dass aus mehr als nur Text besteht, wird man um Werkzeuge wie iBooks Author nicht drumherum kommen. Ob man sein Buch ausschließlich bei Apple verkaufen will, ist genauso eine Gretchenfrage wie die, ob man sich an Kindle und Amazon binden möchte.

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