Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Auch wenn es mittlerweile bereits der dritte NaNoWriMo ist, an dem ich teilnehme, konnte ich bisher eine Frage nicht abschließend für mich beantworte. Obwohl ich vor Beginn der eigentlichen Schreibphase einen Plot entwickle, halte ich mich dabei an kein Schema.

Die einzelnen Kapitel ergeben sich bei mir aus der Notwendigkeit heraus, vom Anfang bis zum Ende zu gelangen ohne es dabei den handelnden Figuren zu leicht zu machen. An bekannte Handlungsstrukturen orientiere ich mich dabei zumindest nicht bewusst. Der Ausgangspunkt meiner Geschichte ist häufig der Fall selber. Habe ich bereits Figuren aus einer vorherigen Geschichte (Krimis, besonders Lokalkrimis, sind nicht selten als Serie konzipiert) die ich weiter verwenden will, muss ich mich um dieses Komponente zunächst nicht mehr kümmern. Die Struktur meines Romans entwickelt sich dann aus diesen zwei Komponenten. Aus dem Fall und der Art und Weise, wie die Figuren auf die Situation reagieren.Der Versuch eines Beispiels dazu, angelehnt an mein aktuelles NaNoWriMo-Projekt:

Am Anfang steht bei mir ein Aufhänger, der ganz bewusst kein Prolog ist. Es gibt die erste Leiche, dass Ganze sieht aber erstmal nach einem Unfall aus. Die Ermittlungen werden zunächst von Nebenfiguren durchgeführt.

Die beiden Protagonisten werden in separaten Kapitel eingeführt, jeweils in einer alltäglichen Situation. Bei meiner männlichen Hauptfigur ist das auf Grund seines letzten Falls langweilig Routinearbeit, da er aus disziplinarischen Gründen versetzt wurde. Die weibliche Protagonistin ist wieder zurück in die Stadt gekehrt, aus der sie einst flüchtete. In Abteilung gilt sie als Neuling, obwohl sie bereits eine Polizistin mit Erfahrung ist. Beide Figuren schleppen auf gewisse Weise eine Altlast mit sich herum.

Dann folgt als nächstes der Antagonist, der eine gleichberichtigte Rolle in der Handlung übernimmt. Wichtig ist mir, dass er nicht böse ist, weil er böse ist, sondern sich seine Motivation glaubwürdig aus seiner Lebensgeschichte ergibt – oder er einfach in eine Situation gestoßen würde, in der viele andere auch so handeln würden wie er.

Der nächste Schritt besteht für mich dann darin, die Figuren auf ihre zunächst getrennten Fälle anzusetzen. Der Twist an den beiden Fällen ist, dass sie, ohne das es zunächst erkennbar ist, zusammen hängen. Die Fäden laufen später beim Antagonisten zusammen. Im ersten Drittel der Handlung werden daher zunächst die Protagonisten getrennt voneinander agieren. Beide werden auf unterschiedliche Art scheitern, da sie das Ganz nicht sehen können. Erst als Team werden sie voran kommen können.

Unterschiedliche Personen tauchen in der Handlung auf, Nebenfiguren, Sidekicks und One-Liner (Figuren, die nur in einem Satz auftauchen und danach nie wieder erwähnt werden). Die beiden Protagonisten begegnen sich, ohne dass sie einander „erkennen“. Die zweite Leiche kommt ins Spiel, es spitzt sich zu.

Die dritte Leiche ist dann der blutige Höhepunkt und Anlass, beide Protagonisten zu einem Team zu verbinden, da beide bisher getrennt laufenden Spuren auf die dritte Leiche zulaufen. Gleichzeitig gerät der Antagonist immer mehr unter Druck. Seine Entscheidungsfreiheit schränkt sich durch die Ereignisse ein, er kann nur noch durch ein Mehr an Gewalt reagieren. Das macht ihn zu einem gefährlichen Täter. Um sein Ziel zu erreichen, ist er jetzt zu allem entschlossen.

Ein besonderes Ereignis am Ort meiner Handlung bildet den Hintergrund für den Show down. Es gelingt den Protagonisten mit vereinten Kräften, den Antagonisten zu überwältigen. Der Fall ist gelöst, nach dem durch ein Geständnis die letzten Schatten beiseite geschoben wurden. Der einleitende Aufhänger bekommt noch mal eine andere Bedeutung.

Als letztes gibt es noch eine Art Epilog und Überleitung zum (möglichen) nächsten Krimi. Die Figuren gehen zwar aus dem Fall als Sieger heraus, müssen sich jedoch den Alltagsprobleme erneut stellen.

Zusammen gefasst habe ich damit eine Einführung, dann einen Hauptteil und schließlich die Auflösung. Sieht nach einer klassischen Drei-Akte-Struktur aus. Möglicherweise sind es auch fünf Akte. Ich kann und will mich da auch nicht festlegen. Vielleicht habe ich als Spätfolge des genossenen Deutschunterrichts die Struktur verinnerlicht und halte mich unbewusst daran.

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