Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Der Geschmack der Jury „Spiel des Jahres“ sorgt jedes Jahr für Gesprächsstoff. Manchmal ist die Kritik sogar berechtigt.

Brauner Bär hat Geschmack

Ob Früher™ alles besser war, darüber lässt sich genauso streiten wie über Geschmack generell. Allerdings muss man an dieser Stelle festhalten, dass etwa „Brauner Bär“ früher besser geschmeckt hat. Apropos Brauner Bär, ist das bereits cultural appropriation, wenn man ein Eis so nennt? Ich frage ja nur. Schließlich ist auf dem Eis ja auch ein Indianer, — sorry, ein American Native — abgebildet.

Dolomiti ist dagegen fast unproblematisch. Aber auch nur fast, denn das Eis hat nicht nur ebenfalls einen anderen Geschmack im Vergleich zu früher, sondern sein Spitze stellt einen Gletscher dar. Angesichts des Klimawandels auch schon wieder ungünstig. Wobei, Sätze wie „ich lutsche zuerst den Gletscher weg“ schon treffen wären.

Kommen wir aber zu etwas anderem, das fast für so viel Aufreger sorgt wie die Änderungen an Lieblingseissorten aus der Kindheit. Die Jury von „Spiel des Jahres“ hat ihre diesjährigen Nominierungsliste bekannt gegeben.

Man könnte die Listen wie so in vielen Jahren zuvor mit der Aussage „andere Menschen, andere Meinungen“ zusammenfassen. Beim Hauptpreis gibt es meiner Meinung nach auch wenig Angriffsfläche. Von den drei Titel „Dorfromantik – Das Brettspiel“, „Fun Facts“ und „Next Station London“ kenne ich lediglich das erste, tippe aber bereits seit Monaten auf einen Sieg. Dorfromantik hat alles, was ein gutes Familienspiel ausmacht.

Brettspiele ohne Geschmack?

Kommen wir aber zur Liste „Kennerspiel des Jahres“ und meine Zweifel am Geschmack der Jury. Auf der Empfehlungsliste befindet sich, „Mindbug“, ein Kartenspiel für zwei Personen. Meiner Meinung nach ist das allenfalls nett, mehr aber auch nicht. Es ist weder innovativ, noch hat es Langzeitmotivation. Ein Absacker, kein Kennerspiel.

Relevant sind aber die drei nominierten. Mit „Planet Unknown“ kann ich so gar nichts anfangen. Irgendwie ist das Spiel komplett an mir vorbeigegangen. Wenn ich mir Foros vom Spielmaterial anschaue und die Regeln lese, holt mich das Spiel nach wie vor nicht ab. Nichts, was man unbedingt in der Sammlung haben muss. Ein Legespiel, bei dem man solitär vor sich hin puzzelt. Nun ja.

Bei „Challengers“ hab ich öfter überlegt, es mir zu kaufen. Es ist ein interessantes, nun ja, Familienspiel. Aber definitiv kein Kennerspiel. Ganz anders sieht es mit dem dritten Titel auf der Liste aus. Für mich ist „Iki“ ein solides Kennerspiel. Kein Expertenspiel, muss es aber auch nicht sein. Im vergangenen Jahr kaufte ich mir bereits die englische Ausgabe. Die deutsche Ausgabe ist bei der Spiele-Offensive erschienen, in ihrer „Spieleschmiede“ — dort kann man aktuell auch noch die Erweiterung fördern und letztendlich kaufen.

Verfügbarkeit als Kriterium

Wie bereits erwähnt, halte ich Iki für ein gutes Spiel. Für mich, wäre ich Jurymitglied, wäre aber die Verfügbarkeit eines Spieles ein wichtiges Kriterium. Wenn man aber ein Spiel wie Iki (derzeit) ausschließlich bei einem Onlinehändler kaufen kann, ist das meiner Meinung nach nicht in Ordnung. Insbesondere nicht für den Fachhandel vor Ort.

Es kann natürlich sein, dass sich die Verfügbarkeit von Iki im Rahmen der Nominierung noch ändert. Wenn allerdings nicht, halte ich die Nominierung von Iki für einen faux pas der Jury. Es hat, um auf den Anfang zurück zu kommen, in jedem Fall ein Beigeschmack.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner