Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Steigende Energiepreise in Folge des Kriegs Russlands gegen die Ukraine führen zu begründeten Angst vor Armut auch in Deutschland.

Begrenztes Sparpotential

In den vergangene Wochen drehten sich meine Gedanken häufig um ein Thema. Steigenden Energiepreise lassen wohl niemanden von uns kalt. Die Versorgung mit Strom und Wärme sind für uns genauso essenziell wie ein Dach über dem Kopf zu haben. Während es beim Stromsparen einige Möglichkeiten zur Einsparung gibt, sieht das bei Wärme anders aus. Wärmedämmung ist eine Sache, die aber bei Mietern nicht in deren Hand liegt. Weniger heizen ist eine andere Option, die aber ab einer gewissen Temperatur nicht nur ungemütlich, sondern auch gesundheitsgefährdend wird. Hinzu kommt noch, dass das Temperaturgefühl auch eine individuelle Komponente hat und abhängig von subjektiven Präferenzen, Alter und körperlicher Verfassung ist.

Überall steigen die Preise, aber nirgends trifft es uns so hart wie in den eigene vier Wänden. Wenn man sich in das Schneckenhaus, in das man sich vor der ganzen Unbill draußen zurückziehen möchte, nicht mehr den heimeligen Schutz bietet, ist das eine enorme Belastung. Viele von uns sehen die Notwendigkeit zum Energiesparen ein, aber es gibt auch Grenzen, die nicht überschritten werden können und sollten.

Dazu gehört etwa die eigenmächtige Festlegung durch den Vermieter, wann zu welchen Zeiten warmes Wasser zur Verfügung gestellt wird und zu welchen Zeiten mit welcher maximalen Temperatur geheizt werden kann. Der vorgeschobene Schutz der Mieter vor einer zu hohen Rechnung ist in Wahrheit eine Entmündigung.

Sozialer Sprengstoff der Energiepreise

Gestern gab es in der Emder Zeitung ein Interview mit Stefan Dohler,dem Vorstandsvorsitzender des Versorgungsunternehmen EWE. EWE ist vor allem auch in der Ems-Weser-Elbe-Region ein Anbieter für Strom und Gas. Es in dem Interview vor allem auch um die steigenden Energiepreise. Dohler warf eine Zahl in den Raum, die auch bei mir, der Kunde bei den Stadtwerken Emden ist, zu erheblichen Bauchschmerzen führte. Bauchschmerzen, weil das, was die EWE an Anpassungen für die Energiepreise vornimmt, auch bei anderen Versorgern passieren wird.

Für Strom wird sich laut Dohler der Preis verdoppeln, für Gas verdreifachen (wobei mich das mit Strom schon wundert, denn für die Erzeugung gibt es einige regenerative Quellen). Mehrere hundert Euro pro Monate mehr an Abschlag zu zahlen, das wird nicht wenigen Haushalten wirklich weh tun.

Der Süddeutschen Zeitung gegenüber äußert sich der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) dahingehend, dass aus Energiekrise keine soziale Krise werden dürfe. Genau das ist bei den ausufernden Preisen zu befürchten. Bis zum Herbst werden von uns die steigenden Energiepreise deutlich im Portmonee spüren. In Niedersachsen wird sich das auch auf das Stimmverhalten bei der Landtagswahl am 9. Oktober auswirken.

Verdoppelung der Kosten

Je nach Einkommenshöhe wird die Verdoppelung der Kosten durch die massive Erhöhung der Energiepreise anders empfunden. Bei mir und meiner Frau wird es ärgerlich, aber nicht existenzbedrohend sein. Bei anderen Familien kann das allerdings existenzbedrohend sein. Insbesondere dann, wenn bereits jetzt am Ende des Monats wenig bis gar nichts überbleibt. Da ist keine Luft nach oben für eine Preiserhöhung. Es nützen dann auch keine Steuererstattung irgendwann später.

Das Fatale beim Anstieg der Energiepreise ist zudem auch die fehlende Perspektive. Niemand kann und wird uns sagen, dass es nur eine vorübergehende Phase sein wird. Quasi 12 Monate durchhalten, dann wird es wieder günstiger. Das führt zu einer massiven Zukunftsangst, auch bei Menschen mit höherem Einkommen.

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