Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Krebs kennt keine Prominenz, keine Gnade, keine Rücksicht. Was in gewisser Weise für uns, die wir unberühmt bleiben, beruhigend ist. Dennoch gibt es Momente, wo man sich möglicherweise doch über eine Ausnahme gefreut hätte. Oder zumindest um etwas Aufschub.

Heute Nacht ist der italienische Schriftsteller Umberto Ecco gestorben. Vielen in Deutschland ist er möglicherweise nur durch die Verfilmung seines Romans „Der Name der Rose“ bekannt. Dabei war Ecco mehr. Philosoph, Kolumnist, Medienwissenschaftler — und Gegner von Silvio Berlusconi. Beeindruckend finde ich, was posthum über ihn berichtet wird: Ecco soll eine Bibliothek mit über 50.000 Büchern besessen habe.

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Alles andere als beeindruckend sondern ziemlich abstoßend ist der rechte Mob, welcher in Clausnitz (Sachsen) gegen Flüchtlinge demonstriert hat. Sie hinderten einen Bus mit Flüchtlingen an der Weiterfahrt, skandierten „Wir sind das Volk“ und schüchterten die Menschen, die vor Tod und Verfolgung geflohen waren, massiv ein.

Ganz ehrlich, die sind nicht das Volk. Die sind der unappetitlich ebraune Rand unserer Gesellschaft. Menschen die dankbar sein sollte, dass wir Westdeutsche sie überhaupt zu uns gelassen haben. Die weder meine Kultur, meine Religion und möglicherweise auch den größten Teil meiner Sprache teilen. Ihr, die ihr dieses Land und seine Werte nicht versteht, braucht nicht zu behaupten das Volk zu sein. Ihr seid einfach nur eine Schande. Würde Bildung, würde lesen bei euch helfen, vermutlich hätte euch Ecco in seinem Testament mit seinen Büchern bedacht.

Und bitte, wenn ihr schon „demonstriert“, wir ihr es nennt — verwendet nicht die Deutsche Flagge. Es steht euch nicht zu, dass wofür diese steht, durch den Dreck zu ziehen.

Ecco war, so viel lässt sich sagen, ein Weltmensch. In Italien verwurzelt, in der Welt zu Hause. Gebildet, interessiert. Der Mob aus Clausnitz steht dagegen für Kleingeister, die nicht weiter als eine Armlänge schauen können. Und meistens zeigt der Arm schräg nach oben.

Diese Kleingeisterei greift leider wie ein Virus um sich. Immer dort anzutreffen, wo Menschen glauben, ihnen würde etwas weggenommen. So wird es auch wieder sein, wenn eine Meldung in den Köpfen derer angekommen ist, die keine Zeitung lesen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (linker Umtriebe unverdächtig) schlug vor, die Tempo-30 Zonen auszubauen (den Bau zu beschleunigen wäre hier etwas unglücklich formuliert). Ein 30er Schild ist für so manchen Autofahrer allerdings bereits eine persönliche Beleidigung. Ähnlich wie der Mob in Clausnitz fühlt er sich benachteiligt, betrogen. Das mit reduziertem Tempo in Innenstädten Menschenleben gerettet werden können, weil es zu weniger Unfällen kommt, sieht er nicht oder ist ihm egal. Er beharrte auf seinem Standpunkt, auch wenn diese nur der Bequemlichkeit und Unwissenheit, dem Irrglauben entspringt.

Genau das führt dann wieder zu „Der Name der Rose“. Wahrheiten und Wissen werden unterdrückt, auch vor Mord schreckt man nicht zurück, nur um seinen eigenen Standpunkt durchzusetzen. Der Tod von Umberto Ecco macht Angst. Angst, irgendwann ganz alleine mit den Idioten auf dieser Welt zu sein.

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