Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Von einem großen Plakat im Kölner Hauptbahnhof starrte mich vor ein paar Wochen das Buch an. „Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte“ von Romain Puértolas. Ich mag IKEA, aber keine Romantitel, die sich wie ein Bandwurm auf dem Buchcover winden. Dennoch war meine Neugier geweckt. Auf die nächste Zugverspätung wartend machte ich mir eine Notiz für das Buch. Vergangene Woche war es dann soweit, ich hatte wieder ungeplant längerem Aufenthalt im Bahnhof und konnte mich daher in eine Banhofs-Buchhandlung stürzen.

Selbstverständlich gibt es von DuRdFdieISf auch eine digitale Leseprobe. Dafür hat man aber Kapitel 5 und 6 genommen. Ganz bewusst verzichtet man hier auf den Anfang des Buches. Wer in einer Buchhandlung seines Vertrauens selber rein liest, weiss warum. Kapitel 1 ist sprachlich dermaßen hölzern und Klischee beladen, dass keine rechte Lust auf das Buch aufkommen möchte. Blättert man etwas weiter zu Kapitel 2, ist man geneigt, irgendjemanden, der verantwortlich wirkt, das Buch um die Ohren zu hauen:

Fakir seines Zeichens, hatte Ayarajmushee (sprich Ayran in der Moschee) beschlossen, seine erste Reise nach Europa inkognito zu unternehmen.
Quelle: „Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte“ von Romain Puértolas.

Die Hauptfigur heisst also Ayran in der Moschee. Das ist nicht witzig, sondern hoch peinlich und scheint sich durch das Buch zu ziehen „Maharajas Ree Senh Dehb (sprich Riesendepp)“ taucht dann wenig später auf. Es mag Menschen geben, die so was anspricht. Nicht ohne Grund wird der Verlag damit, dieses Buch sei „Der Nr.1-Bestseller aus Frankreich“. Mit 116.498 Zuschauen schaffte es Mario Barth zu einem GUINNESS WORLD RECORDS Zuschauer-Rekordtitel. Trotz kann ich über seine Auftritte nicht lachen. Genau so geht es mir mit DuRdFdieISf.

Maren Keller schreibt für Spiegel Online, der „Roman liest sich, als sei er nach einer Montage-Anleitung geschrieben.“ Genau so kommt mir es vor. Allerdings gibt es sowohl gute als auch schlechte Montage-Anleitungen. Bei letzteren passt später nichts wirklich zusammen oder sitzt krumm und schief.

Das Buch von Romain Puértolas ließ ich in der Buchhandlung zurück. Andere Menschen, anderer Geschmack. Möglicherweise traf der Autor (oder der Übersetzer) bei mir auch einen empfindlichen Nerv. Namen von Figuren halte ich für wichtig. Sie beschwören bei mir das Bild, welches ich von einer Figur habe. „Ayran in der Moschee“ ist ein ziemlich ungünstige Ausgangssituation als Namen für die Hauptfigur. Das Bild dazu werde zumindest ich nicht mehr los, es ist wie eine riesige Hypothek. Gleichzeitig schwingt auch eine Potrion Rassismus in solchen Namen mit. Warum der renommierte S. Fischer Verlag so ein Buch veröffentlicht, ist mir ein Rätsel.

Fazit: Sich beim nächsten IKEA-Besuch freiwillig in einen Schrank sperren zu lassen dürfte wohl spannender sein als dieses Buch zu lesen.

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