Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Es gibt genügend Getränke für Erwachsene ohne Alkohol. Ein explizit alkoholfreies Brettspiel wurde bisher noch nicht produziert.

Alkohol und Brettspiele

Das Thema Alkohol und Brettspiele kann man auf verschieden Weisen angehen. Rein inhaltlich ließe sich untersuchen, wie viele Brettspiele es gibt, bei denen Alkohol thematisch eine Rolle spielt. So geht etwa bei Heaven & Ale ums Bier brauen. Bei Viticulture steht der Weinanbau im Vordergrund, ebenso wie bei Vinhos. Es gibt auch Spiele, da sind alkoholische Getränke in der Nebenrolle vertreten. So ist einer der Ware bei Clans of Caledonia.
Spiele ohne Alkohol gibt es auch, so fehlt dieser bei Azul (dem hoffentlich Spiel des Jahres 2018) vollständig. Aber was heisst schon fehlt. Er spielt thematisch keine Rolle, kommt auch als Spielmaterial nicht zum Einsatz oder wird in der Regel erwähnt.
Eine andere Betrachtungsweise in Bezug auf Brettspiele und Alkohol wäre die Frage, ob ein Spieleabend  immer ein alkoholfreies Erlebnis ist oder man in jedem Fall etwas promillehaltiges benötigt, um in Stimmung zu kommen. Bei expliziten Saufspielen wie Meiern ist die Antwort sehr eindeutig. Was den Rest der Spiele angeht, hängt viel von den Mitspielern, der Stimmung und der eigenen Gewinnabsicht ab. In manchen Runden kann zum Beispiel Wein zum Handicap für einen Spielsieg führen.

Alkoholfreies Bier

Hans / Pixabay

Alkoholfreies Regelstudium

Persönlich mag ich einen guten Schluck Wein beim spielen — einfach deshalb, weil ich Wein mag. Zum Getränk gibt es natürlich dann auch passende Spiele, wie das bereits erwähnte Viticulture. Damit hat man dann Wein zum Wein.
Fest steht aber in jedem Fall, dass zum erlernen der Spielregeln in jedem Fall nüchtern sein sollte. Insbesondere bei komplexeren Spielen versteht sich das von selber.
Kommen wir aber zum eigentlichen Thema, über einen kleinen, erneuten Umweg. Bedingt durch die Sommerferien haben meine Frau und ich wieder Zeit, mehr Brettspiele zu spielen. Bedingt durch das Sommerwetter ist der Durst besonders groß, aber es sollte etwas alkoholfreies sein. Andernfalls würde sich das sonst mit den Spielen von selber erledigen. Da wir beiden Jever fun etwas über haben (auch, weil die Flaschen zum Teil sehr merkwürdig riechen) haben wir gestern alkoholfreies Bier anderer Hersteller ausprobiert. Und ganz nebenbei wieder Nusfjord gespielt. Zum Spiel selber werde ich nachher noch ein paar Worte verlieren — dann wird auch klar, warum ich überhaupt auf die Überschrift „alkoholfreies Brettspiel“ gekommen bin.

Bier ungleich Bier

Ein der letzten Abenteuer den man sich stellen kann ohne dabei die eigenen vier Wände zu verlassen ist das Testen von alkoholfreien Biersorten. Ganz ehrlich, was man dabei in kurzer Zeit ertragen muss, lässt Männer Reinhold Messner wie Memmen aussehen.
Wir haben sechs verschieden Sorten ausprobiert, um für uns ein neues alkoholfreies Bier zu finden. Das war wirklich hart. Vertreten waren (in Trinkreihenfolge):

  • Früh Kölsch 0,0%
  • Erdinger Alkoholfrei
  • Benediktiner Alkoholfrei
  • Paulaner Alkoholfrei
  • Gaffer Kölsch frei
  • Bitburger Alkoholfrei

Ja, es gibt Düsseldorfer und Menschen, die halten Kölsch an sich für kein Bier —darüber möchte ich an dieser Stelle nicht streiten. Das Früh ging in Ordnung, auch wenn es nicht völlig überzeugend war (hier ganz wichtig: alle der Biere sollten wirklich gut gekühlt sein).

Weißbier mit Beigeschmack

Beim testen sind mehrere Kriterien wichtig. Geruch und Farbe, Geschmack sowie Abgang. Einige der Biere rochen unangenehm, schmeckten aber, bei anderen war es umgekehrt. Häufig anzutreffen ist ein durchaus ordentlicher Geruch, ein wenig irritierender Geschmack aber ein völlig neutraler Abgang — so als hätte man gerade pures Wasser getrunken.
Die Weizenbiere haben uns durchweg nicht überzeugt. Jeweils mindestens eines der Kriterien wurde nicht erfüllt..
Von allen sechs Bieren hat uns am besten das Gaffen Kölsch frei geschmeckt. Die Brauerei hat aber auch verdammt gute Referenzen durch ihre Fassbrause und ihre hervorragendes Sommerbier. Solches Können lässt sich bei anderen nicht einfach durch ersetzen.
Mit Abstand das Schlimmste, ich mag es gar nicht Bier nennen, ist das Bitburg Alkoholfrei. Ganz ehrlich, so was widerliches habe ich lange nicht getrunken. Klar ist das meine persönliche Meinung, aber ich würde mir wirklich wünschen, dass die Verantwortlichen ein Wochenende lang nur dieses Zeug trinken dürften.

Redaktionelle Besoffenheit

Kommen wir aber zu dem Punkt, wo ich über ein alkoholfreies Brettspiel philosophiere. Immer stärker habe ich bei Nusfjord den Eindruck, dass dort entweder die Redaktion bei der Überarbeitung von Regeln und Material leicht betrunken gewesen ist — oder aber extrem nachlässig gearbeitet hat.
Ganz ehrlich, Lookout Spiele, so geht das nicht. Gestern beim spielen ist mir wieder etwas aufgefallen, was mich ziemlich geärgert hat. Auf dem im Spiel zu erwerbenden Schoner stehen die Kosten. Man zahlt dafür 8 Holz, 8 Fische und vier Geld. Bisher haben wir das so immer gespielt. Meiner Frau fiel gestern auf, dass auf dem Plättchen in einem Schriftgrad von 6 Punkt zwischen Holz und Fisch auf der einen Seite und Geld auf der anderen Seite „oder“ steht. Sitzt man normal am Spieltisch, kann man das nicht erkennen. Im Spiel macht das einen erheblichen Unterschied, wie man sich vorstellen kann. War das Absicht, um Spieler von einem alkoholfreien Spieleabend zu erziehen?
Bei Nusfjord würde ich mir wirklich eine überarbeitete Version wünschen. Dabei könnte man auch ein Paar weitere Schwächen ausbessern. Der Schoner kostet als vier Geld (oder eben die erwähnten Ressourcen). Am Spielende bringt er vier Siegpunkte, genau so wie jede Münze ein Siegpunkt wert ist. Erwirbt man den Schoner in der letzten Runde (wo er keinen Fisch mehr in der Folgerunde bringt), ist das ein verdammt schlechtes Geschäft. Man verschenkt eine Aktion in der man auch ganz normal ein Geld bekommen könnte — und somit fünf statt vier Siegpunkte hätte.

Genug gejammert

Mir drängt sich der Eindruck auf, bei Nusfjord einen Schnellschuss im Regal zu haben. Vor der Veröffentlichung blieb anscheinend nicht mehr genügend Zeit, um alles noch mal ausgiebig zu testen.
Beim alkoholfreien Bier gab es die vermutlich schon, aber manchen Brauereien ist das Ergebnis offensichtlich schlichtweg egal. „Ja gut, machen wir halt auch was alkoholfreies.“ — bei Gaffel spürt man die Lust, es auch gut machen zu wollen. Die gleiche Leidenschaft wünsche ich mir bei anderen Brauereien und Spielautoren ebenfalls.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner