Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Selbstverständlich gibt es Menschen, die es schaffen, die gesamten 30 Tage des NaNoWriMo ohne Ablenkung durch zu schreiben. Nach meiner Erfahrung im letzten Jahr, die mich an den Rand dessen gebracht haben, was ich mir selber zumuten kann, habe ich für dieses Jahr eine andere Strategie gewählt.

Ein Wenig Ablenkung zwischendurch schadet nicht, sondern motiviert für die weiteren Tage. Daher fand ich es ganz passen, am 16. November, quasi fast auf der Hälfte der Strecke, ins Kino zu gehen um mir Skyfall anzusehen, den neuen Bond mit Daniel Craig. Selbstverständlich ist das keine wirkliche Ablenkung, denn das Autoren-Gehirn arbeitet weiter und analysiert die Handlung. Dazu noch ein kurzer Hinweis. Falls jemand noch nicht im Kino war und vorhat, sich den Film anzusehen, bitte einfach an dieser Stelle aufhören zu lesen, denn ich werde spoilern.

Weiter im Text, der eigentlich diesmal ein Film ist. Mir persönlich hat der dritte Bond mit Craig ausgesprochen gut gefallen, was aber auch an Craig selber liegt. Ich mag es, wie er den Bond spielt. Die Leistung von Javier Bardem, der Bonds Gegenspieler Raoul Silva verkörpert, muss man noch mal besonders betonten. Ein so guten, vielschichtigen Antagonisten gab es selten in einem Bond-Film.

Das Motiv der Handlung ist dabei ein ganz klassisches. Es geht um alte Sünden und Rache. Das Ziel von Silva ist M, der er dafür, dass sie ihn damals hat fallen lassen, töten will. Monatelang war er, ein ehemaliger MI6 Agent der Außenstelle Hongkong, gefoltert worden. Seine ehemalige Zugehörigkeit zum Dienst erklärt entsprechend auch sein Insiderwissen.

So weit, so gut. Bereits im ersten Drittel des Films gab es aber eine Stelle, die merkwürdig konstruiert wirkte. Bond entfernt sich selber im provisorischen Hauptquartier Metallsplitter aus der Brust, die von einem besonderen Munitionstyp stammen, der zufällig wahnsinnig selten ist. Auf dem Bildschirm von M werden drei Personen gezeigt, die in Frage kommen. Einer davon ist die Person, die Bond in der Türkei angeschossen hat. Über diese Stelle bin ich immer noch nicht hinweg gekommen. Warum verwendet ein Attentäter eine spezielle Art von Munition, die es einfach macht, ihn zu identifizieren? Warum ist der Attentäter auch noch im System des MI6 erfasst? Und warum zum Henker musste man so eine blödsinnig Erklärung heranziehen, um die Handlung in Gang zu bringen? Satellitenüberwachung, Kamera im Eingangsbereich des , ein Fotochip mit speichern in dem Laptop, aus dem die Festplatte gestohlen wurde, selbst ein Erinnerungsscan bei Bond fände ich plausibler als die gewählte Lösung.

Bei ein paar der anderen Szenen merkte man deutlich, dass sie nur deshalb in der Handlung vorkamen, weil sie unbedingt rein sollten.

Wäre doch cool, wenn 007 am unteren Ende eines Fahrstuhls als blinder Passagier bis ganz nach oben fährt.
Kein Problem, bauen wir ein.
Gut, dann soll der Attentäter in Shanghai von einem Hochhaus aus schießen, dann haben wir eine besonders lange Fahrstuhlstrecke, die wir zeigen können.

Unterhaltsam fand ich den Film trotz. Das viel kritisierte Ende hat mir persönlich gut gefallen. Um es zu verstehen, muss man allerdings auch mehrere der älteren Bond-Filme gesehen haben, denn ansonsten bleibt die Bedeutung des Kameraschwenks auf den Garderobenständern, die mit Leder beschlagen Tür von M oder die Art, wie Akte des neuen Falls auf den Tisch liegt, verborgen. Hut ab auch vor dem Ende, der ein Anfang ist. Und auch wenn ich Judi Dench als M sehr mochte, finde ich, dass der Ralph Fiennes als neuer M vielversprechend ist. Auf den nächsten Bond freue ich mich jetzt schon.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner