Die Bundesregierung verkündete heute Morgen die Freigabe für die Lieferung von Panzern des Typs Leopard. Eine gute Entscheidung?
Freigabe für Leopard
Nun also doch. Nach einem längeren Eiertanz bestätigt die Bundesregierung jetzt die Freigabe für die Lieferung von Leopard II Panzer. Immerhin 14 Leopard II will Deutschland selber der Ukraine zur Verfügung stellen, andere Länder haben die Erlaubnis, ebenfalls liefern zu dürfen — hierzu ist tatsächlich eine Freigabe durch Deutschland erforderlich. Ob diese 14 Panzer ausreichend sind, kann ich nicht beurteilen. Die verhaltene Reaktion der Ukraine auf die Ankündigung verstärkt bei mir aber etwas, was mich seit gestern Abend beschäftigt.
Tim, ein ehemaliger Mitschüler von mir, teilte gestern Abend etwas auf Facebook. Keine Waffenlieferungen in Krisengebiete, so der Aufruf. Zuerst triggerte bei mir der Abwehrreflex. Durch fortgeschrittenes Alter habe ich aber gelernt, die Dinge auch mal von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten. Anders als etwas bei Corona ist die Sache mit dem Krieg wesentlich komplexer. Es gibt hier keinen wissenschaftlichen Tatsachen. Wahrheiten hängen hier wirklich vom Standpunkt des Betrachters ab.
Und ja, bei mir stellte sich gestern Abend die Frage, wo das noch hinführen sollte. Jetzt haben liefern wir den Leopard in die Ukraine. Was wird es als Nächstes sein, wo ziehen wir die Grenzen?
Nehmen wir an, Deutschland würde selber über Atomwaffen verfügen. Würden wir die auch in die Ukraine liefern, wenn sie welche dringend zur Abschreckung (natürlich nicht für den Einsatz) brauchen würde?
Eskalation mit mehr Waffen
Bitte nicht falsch verstehen, ich bin wirklich für die Unterstützung der Ukraine. Für mich ist Russland auch eindeutig der Aggressor. Über die begangenen Kriegsverbrechen brauchen wir nicht zu diskutieren. Zudem sollten wir immer auch im Hinterkopf haben, was Russland (bzw. die Sowjetunion) der Ukraine alles angetan hat — Stichwort Holodomor.
Mir stellt sich aber langsam die Frage (Danke, Tim!), wie der Krieg zwischen den beiden Ländern noch gewonnen werden kann, wer ihn gewinnt und welcher Preis dafür gezahlt wird. Es wird weiter eskalieren. Mehr Waffen machen nichts besser, denke ich.
Kommen wir wieder zurück zur Reaktion der Ukraine auf die Ankündigung der Lieferung. Laut Süddeutsche Zeitung fordert der ukrainische Außenminister Melnyk mehr — zum Beispiel Kampfjets, Kriegsschiffe und U-Boote. Da sind wir dann genau an der Stelle mit dem kleinen Finger. Wo ziehen wir die Grenzen? Sind wir nur deshalb nicht an einem Krieg beteiligt, weil wir keine eigenen Truppen vor Ort haben? Und wie sieht das die gegnerische Kriegspartie?
Wir befinden uns aus auf einem schmalen Grad, rechts und links lauert der Abgrund.