Die Emder Fußgängerzone muss mangels Visionen dringend zum Arzt. Ein Rezept für die Gesundung fehlt bisher.
Arzt für Emden
Nein, wir thematisieren hier und heute nicht den sich anbahnenden Ärztemangel in Emden. Auch nicht die Auswirkungen der geplanten Zentralklinik. Die entsprang im Übrigen einer Reihe von merkwürdigen Visionen über die Zukunft der medizinischen Versorgung in Ostfriesland. Über die ließe sich trefflich streiten. Oder aber über merkwürdige Zitate.
Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen
Helmut Schmidt
Ganz offenbar hatte der verstorbene Altkanzler ein gestörtes Verhältnis zu Visionen. Es gibt nämlich auch andere Stimmen großer Persönlichkeiten, die sagen, dass ohne Vision weder große Vorhaben erfüllt werden können noch sich Hoffnung verbreitet.
Vermutlich kommt es ganz darauf an, über was für Visionen man redet. Zum Beispiel über solche, die durch den Genuss von fragwürdigen Pilzen entstehen. Oder solche, die nie ihren Fuß auf den Boden der Realität setzen werden. Wenn Schmidt solche meinte, liegt er richtig. Andere hingegen, die uns wirklich voranbringen können, sind für die Gesellschaft lebensnotwendig. Wer keine Fantasie hat, keine Vorstellung für die Zukunft hat, der ist nur ein Sachverwalter des Ist-Zustands.
Kommen wir aber zurück zu Emden und zum traurigen Anblick, den die Innenstadt bietet. Gehässig ließe sich das in einem Satz zusammenfassen: Das Beste an Emden ist das Ortsausgangsschild.
Innenstadt braucht Visionen
Die Emder Zeitung machte sich auf die Suche nach Visionen für die Innenstadt und befragte für ihre heute Ausgabe Leserinnen und Leser. Brauchen wir mehr Fußgängerzonen? Wie können wir mehr Besucher in die Stadt locken? Man muss sich nicht wundern, wenn die Visionen einiger Emderinnen und Emder recht mager ausfallen. Wenn man Emden als Autostadt definiert, dann ist man noch stark in den 1960er Jahren verhaftet. Eine Stadt sollte sich nicht nach Autos, sondern Menschen richten. Direkt vor den Geschäften parken können, macht keine Innenstadt attraktiver.
Fußgängerzonen sind im Übrigen eine Bereicherung. Sie ermöglicht das Flanieren und sorgen dazu auch noch für eine deutliche Erhöhung der Aufenthaltsqualität.
Was in Emden fehlt, ist ein attraktives Angebot innerhalb der vorhandenen Fußgängerzonen. Insofern stimmt es schon, wenn man in noch mehr Fußgängerzonen keine Lösung sieht. Eines der größten Probleme sehe ich etwa in den Leerständen und einem fantasielosen Angebot. Allein in der Fußgängerzone von Emden gibt es mehr Friseurgeschäfte als in der Hohenstraße in Köln.
Bei den Leerständen muss man die Eigentümer stärker in die Verantwortung nehmen. Es bräuchte auch einen runden Tisch „Zukunft Innenstadt“, an dem man möglichst viele verschiedene Interessenvertreter zusammen bekommt. Meiner Meinung nach fehlen Angebote für Touristen. Wenn etwa mehr maritimer Nippes die Fußgängerzone belebt, warum nicht solche Geschäfte eröffnen?
Trauerspiel Gastronomie
Über das Trauerspiel Gastronomie in Emden reden wir erst lieber nicht. Statt Visionen für die Zukunft würde es vermutlich schon helfen, sich folgendes vorzustellen. Eine Familie wohnt genau zwischen Emden und Leer und beschließt, an einem Samstag zum Shoppen in die Stadt zu fahren. Was spricht für Emden, was für Leer und warum?
Meiner Auffassung nach fehlen in Emden ausreichend Alleinstellungsmerkmale.