Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Klimaterroristen mit Spezialoperation

In Deutschland geht die Angst vor Klimaterroristen. Bedrohliche Gestalten zücken im Schatten der Dunkelheit ihre Klebestifte.

Unwort Klimaterroristen

Da ist es wieder, das Unwort des vergangenen Jahres. And the winner is: Klimaterroristen. Auserkoren von den Gutmenschen (Unwort 2015) der Sprachpolizei (nominiert 2021) beziehungsweise einer selbsternannten Jury „Unwort des Jahres“. Das neue Unwort sorgt für emsige Diskussionen mit erwartbarem Niveau an den Stammtischen vor Ort und im Internet (Facebook etc.).

Man kann das Unwort aber auch etwas entspannter betrachten, ohne dabei direkt als Sympathisant der Aktionen der „Letzten Generation“ (Zur Erinnerung: Das sind die Klima-Kleber) zu gelten. Insbesondere die Gewalt gegen Kunstwerke stößt mir persönlich ziemlich auf. Allerdings sind die Aktivisten weit davon entfernt, Terroristen zu sein. Sie betreiben (bisher) Verkehrsbehinderung und Sachbeschädigung, um Aufmerksamkeit zu erregen. Was ihn auch gelingt, dem Anliegen aber nicht dient (die wohl wirklich einzige Gemeinsamkeit mit echten Terroristen, wenn man so will).

Die unsachgemäße Verwendung der Bezeichnung als Terroristen verharmlost meiner Meinung nach in erheblichen Maße das, was Terroristen gemeinhin tun. Tod, Angst und Terror verbreiten. NSU — das waren Terroristen.

Darüber hinaus wären in meinen Augen eher diejenigen Klimaterroristen, die massiv dem Klima schaden. Vielflieger zum Beispiel. SUV-Fahrer. Großkonzern wie RWE mit ihrer Braunkohleförderung und dem Abriss von Wäldern und Ortschaften. Aber das will vermutlich niemand am Stammtisch hören.

Besseres Unwort

Persönlich hätte ich „militärische Spezialoperation“ beziehungsweise „Spezialoperation“ zum Unwort des Jahres gekürt. Nicht nur, weil mit dem Begriff der Angriffskrieg gegen die Ukraine verharmlost wird, sondern auch, weil eben dieser Krieg das Leben in Europa im vergangenen Jahr spürbar beeinflusst hat. Die Auswirkungen der „Spezialoperation“ sind nicht nur in der Ukraine (wenn auch dort im unbeschreibbaren Ausmaß) zu spüren.

Ein weiteres der nominierten Wörter, Sozialtourismus, würde ich dagegen unter politische Folklore von Friedrich Merz verbuchen. Merz, der Isnogud der CDU, kann einfach nicht anders.

Abseits der Diskussion darüber, welches denn das passende Unwort sei, muss man sich mal folgende Aussage der Jury vor Augen führen:

Die sprachkritische Aktion basiert auf dem Interesse und auf der Mitwirkung der Bürger:innen.

Für das Unwort 2022 gab es ganze 1476 Einsendungen. Von einer breiten Mitwirkung kann man wohl eher nicht sprechen. Den meisten von uns geht das Unwort — man verzeihe mir die Ausdrucksweise — am Arsch vorbei. Nur einmal im Jahr, wenn die Jury ihre Entscheidung veröffentlicht, gibt es eine kurze Aufmerksamkeitswelle. Diese wird aber hauptsächlich durch die Presse erzeugt, welche sich bereits zum 32. Mal begierig auf die Nominierung stürzt. Ist halt ansonsten noch nicht so viel los zu Beginn eines neuen Jahres.

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