Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die folgende Stunde nutzte er, sich mit seinem Arbeitsplatz weiter vertraut zu machen und vor allem, um die anderen E-Mails durchzugehen.

Darunter der übliche Verwaltungsschriftwechsel, um den er sich bis zum Ende der Woche noch kümmern müsste. Bevor er sich auf den Weg machte um Feldkamp zu treffen, steckte er sich noch die Karte des Maklers ein.

Mindestens eine Viertelstunde zu früh stand Badinger vor dem Café am Eigelstein. Statt noch mal um die Häuser zu gehen, um so etwas Zeit zu schinden, entschloss er sich, sich einen Tisch draußen vor dem Café zu nehmen. Ein älteres Ehepaar räumte gerade seinen Platz, so dass Badinger diesen einnehmen konnte. Ein schlanker junger Mann mit nach hinten gegeelten Haaren, Studiosonnenbräune im Gesicht und ein nasalen Stimmen fragte ihn nach seinen Wünschen. Badinger bestellten einen großen Milchkaffee. Zurückgelehnt im Baststuhl ließ er die Umgebung auf sich wirken. Die mittelalterliche Torburg dominierte den vor ihm liegenden Platz. Touristen hielten immer wieder an, um sie zu fotografieren. rund um den Platz brummte die Außengastronomie der umliegenden Cafés und Restaurants. Stimmengewirr mischte sich mit dem Geräusch von umrührenden Kaffeelöffeln. Ein Chor, in dem Badinger einstimmte, als die große Tasse vor ihm abgestellt wurde. Vorsichtig ließ er ein Päckchen Zucker durch den Milchschaum rieseln.

„Du hättest warten können“ Feldkamp stand vor ihm, an der Hand ein dreijähriges Mädchen. Dunkle Haare, eine Pagenfrisur und unverkennbare Sommersprossen, die auch das Gesicht ihrer Mutter auszeichneten. Blaue Augen sahen ihn an. „Das ist Sofia.“
„Deine Tochter?“
„Nein, die hab ich an der Straße gefunden. Blödmann, natürlich ist das meine Tochter.“
Badinger merkte, wie empfindlich Feldkamp auf dieses Thema reagierte. Feldkamp zog sich noch einen dritten Stuhl an den Tisch, auf dem sie Sofia platziert. Ungewöhnlich still blieb das Kind artig sitzen. An sich gedrückt hatte sie einen für Badinger undefinierbaren Stoffsack mit zwei Augen und einem schiefen Mund. Feldkamp sah Badingers Verwunderung.
„Das ist Marvin“. Sie deutet auf das undefinierbare Stoffdinge. Sofia drückte es noch fester an sich. Als der Kellner kam, bestellte Feldkamp für sich ebenfalls einen Milchkaffe und für Sofia eine Limo mit Strohhalm. Bevor die Getränke kamen, stützte sie ihre Arme auf den Tisch und beugte den Kopf leicht in Badingers Richtung.
„Du wirkst als ob du auch etwas sagen möchtest.“
„Eigentlich bin ich nur aus lauter Langeweile hergekommen. Hier.“ Badinger schob ihr den Artikel über den Tisch, den Feldkamp sofort an sich riss, bevor Sofia das Foto sehen konnte.
„Nicht von mir.“
„Bist du dir sicher?“
„Das ist nicht mein Stil.
„Sondern?“
Feldkamp griff in ihren Rucksack und zog einen Umschlag hervor.
„Die hier. Aber nicht hier aufmachen.“
Badinger verstand. „Wann hast du Mäder zum letzten Mal gesehen?“
„Ein andermal.“
„Bitte was?“
„Das werde ich mit dir ein andermal besprechen.“ Sie zeigte auf Sofia.
Badinger nickte. „Ausnahmsweise. Wolltest du mir nur die Fotos geben?“
„Meinst du etwa, ich nehme mir extra die Zeit, um die einen Gefallen zu tun?“
„Etwas nicht?“
Feldkamp blieb ihm die Antwort schuldig.
„Du musst etwas für mich tun.“
„Deinen Kaffee bezahlen?“ Badinger fand Gefallen daran, Feldkamps wütendes Gesicht zu sehen.
„Caren Overbeck, eine Freundin von mir.“
„Hat sie etwas mit Mäder zu tun?“
„Sicher nicht. Ihre Tochter ist verschwunden.“
„Und, was habe ich damit zu tun?“
„Du bist doch Polizist oder hat man die als Sekretärin eingestellt?“
„Was willst du?“
„Sprich bitte mit Caren und versuch ihr zu helfen.“

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