Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Nicht der bei der Beurteilung von Steuerhinterziehung geht ein Riss durch unsere Gesellschaft. Gerade Feiertage zeigen die Bruchkanten.

Becker spielt Monopoly

Ob Boris Becker mehr als nur Tennis in seinem bisherigen Leben gespielt hat, ist nicht bekannt. Alle anderen von uns, die mit Monopoly aufgewachsen sind, werden wohl die Karte „Du kommst aus dem Gefängnis frei“ kennen. Nun, die hat im übertragenen Sinn jetzt Becker gezogen. Rund 22 Monate vor dem Ende seiner Haftstrafe wird er aus dem britischen Gefängnis entlassen, noch rechtzeitig vor Weihnachten.

Zum Ausgleich muss er dafür allerdings Großbritannien verlassen und ist dort auch mindestens für die nächsten 22 Monate unerwünscht — er darf in diesem Zeitraum nicht wieder einreisen. Profitiert hat Becker weniger von seinem „Promi-Bonus“ als vom Umstand, dass die britischen Gefängnisse überfüllt sind und dass man Leicht-Kriminelle entlässt, um Platz zu schaffen. Praktisch hat ihm auch der Umstand geholfen, dass er nach Deutschland abgeschoben werden kann.

Hierzulande wird sich aber wohl in seinem Fall kein konservativer Politiker zum Thema „kriminelle Wirtschaftsflüchtlinge“ auslassen. Schade eigentlich.

Was Monopoly angeht, scheint das Brettspiel nach wie vor unausrottbar zu sein. Es gibt sogar eine Variante mit Weihnachtsthema. Was das Spiel und seine „Qualitäten“ angeht, geht durch die Welt der Spieler beziehungsweise Nichtspieler ein Riss hinsichtlich der Beurteilung.

Penny und der Riss

Ein Riss geht durch unsere Gesellschaft — das ist nicht nur ein weiterer blöder Spruch. Die Pandemie. Die unterschiedlichen Positionen in Bezug auf den Überfall Russlands auf die Ukraine und die angemessene Reaktion darauf. Dabei stehen wir uns nicht sprachlos gegenüber, sondern verschaffen unserer Meinung, unserer Ansicht, lautstark Gehör.

Die da oben lässt man laufen, wir unten werden für alles bestraft. Auch so ein Riss, der sich etwa an Becker zeigt. Jemand, der so weich fällt wie er, ist muss nicht bedauert werden. Auch im Kleinen gibt es Risse, die deutlich sichtbar sind. Etwa in Bezug auf den Umgang mit Bäumen in Emden. In den letzten Monaten waren einige sehr schnell dabei, wenn es darum ging, angeblich gefährdende Bäume zu fällen. Vor dem Jugendzentrum Alte Post wurden flugs zwei von vier Ahornbäumen gefällt. Verwaltung und ausführende Firma stellten Politiker im Rat vor vollendete Tatsachen.

So einen Riss zischen Stadtverwaltung und Stadtrat kenne ich auch noch aus Köln. Wenn wir dann an Weihnachten denken, müssen wir uns nicht anstrengen, um einen Riss zu sehen. Nicht alle von uns werden die Feiertage unterm Baum in der warmen Stube verbringen.

Ein Beitrag, die gesellschaftlichen Missstände in unser Bewusstsein zu bringen (wir sind nämlich große Meister im Wegschauen) leistet dieses Jahr Penny. Auch wenn es im Kern eine Image-Kampagne ist, der Film „Der Riss“ ist großartig und sehenswert.

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