Von allen guten und bösen Geistern verlassen

In Deutschland nimmer der Diebstahl von Holz eklatant zu. Dabei wird nicht vorm fällen gesunder Bäume zurückgeschreckt.

Heizen mit Holz

Viel Holz vor der Hütte haben — eine doppeldeutige Aussage, wie wir wissen. Derzeit reduziert sich das aber auf die ursprüngliche Bedeutung. Wer viel Holz hat, der hat es im Winter warm. Abgesehen davon liegt dann vor der Tür ein nicht unerhebliches Kapital. Das weckt allerdings Begehrlichkeiten.

Fangen wir aber mit dem Rohstoff an und so, wie ich ihn von früher her kenne. Es gab bei und in zwei „Geschmacksrichtungen“. Einmal als Werkstoff für meinen Großvater, der in seiner Hobbywerkstatt daraus einiges schreinerte. Unter anderem eine Weihnachtskrippe, die sich nach wie vor in meinem Besitzt befindet — eine andere Geschichte.

Das andere Einsatzgebiet bestand im Heizen. Fernab von den Segnungen der Zivilisation wie etwa einem Anschluss ans Abwassernetz hatten auch keine Zentralheizung. Jeder Raum wurde für sich beheizt. Wir hatten einige Zeit lang Ölöfen, die sind aber ziemlich ekelhaft im Geruch. Später gab es dann Hybrid-Öfen, die sowohl mit Kohle als auch Holz befeuert werden konnten.

Es gingen aber keine Wälder in Rauch auf, sondern oft Reste wie beispielsweise alte Paletten (die wir Kinder von Nägeln befreien „durften“). Romantisch war das alles nicht und so was wie einen offenen Kamin hatten wir auch nicht. Kommen wir aber zu Hehlerware beziehungsweise zum Holz-Diebstahl.

Hamsterdiebstähle im Wald

Von Hamsterkäufen haben wir ja mittlerweile reichlich gehört. Eine ganz neue Form sind die Hamsterdiebstähle. Es wird Ware mitgenommen, aber nicht bezahlt. Schlimmer noch, es wird sogar etwas mitgenommen, was gar nicht im Angebot ist. In der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung wird über den Brennholz-Diebstahl berichtet. Holz sei das neue Toilettenpapier. Wobei es die bereits erwähnten Unterschiede gibt.

Überall wir der Rohstoff knapp und somit teurer. Das weckt Begehrlichkeiten. Allerdings kann man so ein paar Stämme nicht einfach unter der Manteltasche verschwinden lassen. Man fährt also zu später Stunden mit Lastwagen in den Wald und bedient sich an abgeholzten Baumstämmen.

Die deutlich dreistere Version besteht darin, selber Bäume zu fällen. Das geschieht dann mithilfe eines Holzvollernters (Harvester). So ein Ding ist ein eher auffälliges
Gefährt im Wald. Aber mal ganz ehrlich, wenn ich tagsüber im Wald unterwegs wäre (ist in Ostfriesland mangels größerer Wälder eher unwahrscheinlich), würde ich professionell aussehende Arbeiter mit einem Harvester nicht ansprechen.

Wer in so großem Stil Bäume entführt, hat sich auch vorher passende Berufsbekleidung besorgt, die ihn unverdächtig wirken lässt.

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