Anders als „Made in Germany“ ist die Bezeichnung deutscher Film kein Grant für Qualität. Oft leider das krasse Gegenteil.
Blutleerer deutscher Film
Im Feuilleton wird immer wieder der Niedergang des Kinos, beziehungsweise des deutschen Films betrauert. Ehrlich gesagt habe ich dazu meine eigene These. Es liegt nicht am Streaming, an Corona oder was auch immer. Sondern einfach dran, vulgär gesagt, dass deutsche Filme einfach scheiße sind. Sie wirken verkrampft, gewollt, aber nicht gekonnt. Die Leichtigkeit etwa des französischen Films fehlt hierzulande. Geradezu unerträglich wird es, wenn der deutsche Film versucht, lustig zu sein.
Wir wissen schließlich alle, Deutsche und Humor sind zwei Welten, die nichts voneinander wissen. Das waren jetzt alles maßlose Übertreibungen, die aber meinen persönlichen Vorurteilen entsprechen. Die Anzahl guter deutscher Filme in den letzten Jahren ist sehr überschaubar, von Serien reden wir erst gar nicht. Lindenstraße, Gute Zeiten, schlechte Zeiten — Joghurt hat mehr Kultur.
Sicher, es gibt noch so Perlen wie etwa „Babylon Berlin“, aber Ausnahme bestätigen schließlich die Regel. Natürlich gibt es auch deutsche Filme, die ich gut finde. Etwa die auf den Krimis von Rita Falk basierende Eberhoffer-Reihe. Unterhaltsam, aber ohne Tiefgang.
In den meisten Fällen sitze ich auf dem Sofa und schäme mich fremd, für das, was da über den Bildschirm läuft. Es kann aber auch ganz anders sein, zum Beispiel bei „Eingeschlossene Gesellschaft“ — aber dazu gleich mehr.
Eingeschlossene Gesellschaft
Deutscher Film, wann ist er gut, zumindest aus meiner Sicht? Meiner persönlichen Meinung nach liegen die Stärken in der filmische Umsetzung von Stoffen, die auch Bühnenstücke sein könnten. In melancholische Filmen wie „Himmel über Berlin“, oder in Werken von wirklich ausgezeichneten Regisseuren, die dann in anderen Ländern noch erfolgreicher sind (siehe Wolfgang Peterson).
Zurück aber zu den Bühnenstücken. Für mich ein gutes Beispiel ist „Das Verhör in der Nacht“. Minimalistisch sieht der Film einfach in den Bann und wirkt noch lange nach.
Kommen wir aber nach vielen Worten zu Sönke Wortmann. Schon „Kleine Haie“ von 1992 gefiel mir verdammt gut. Von 2018 stammt „Der Vorname“, eine wie ich fand gelungene Neuverfilmung. Auf Wortmann ist auch „Eingeschlossene Gesellschaft“, den meine Frau und ich gestern Abend sahen. Ein Drama kurz vor dem Wochenende im Lehrerzimmer. Übertreibt der Film? Nach Aussage meiner Frau, immerhin auch Lehrerin an einem Gymnasium, definitiv nicht.
Die Figuren sind wie aus dem Leben gegriffen. Das ist genau das, was den Film heraushebt. Mich bestätigtes mal wieder darin, wie subjektiv Noten sind. Deutscher Film in der Krise? Vielleicht. Das deutsche Schulsystem? Definitiv.
Mikrokosmos Lehrerzimmer
Anders als Filmkritiker sehe ich in „Eingeschlossene Gesellschaft“ keine schmerzfrei konsumierbare Gesellschaftskomödie mit klischeehaften Charakteren. Die Figuren sind nicht aus der Zeit gefallen, im Gegenteil. Eher die Kritiker, die möglicherweise keine Schule wirklich von innen kennen.
Nach wie vor ist das Lehrerzimmer ein Ort für Machtspiele, wo Menschen mit all ihren Fehlern agieren — so wie an jedem anderen Arbeitsplatz der Welt. Allerdings wird im Lehrerzimmer und in der Schule generell über die Zukunft von Schüler:innen entschieden. Ein fehlender Punkt kann eben hier enormen Einfluss auf das Leben haben. Dass sich Manfred Prohaska für seinen Sohn einsetzt, ist verständlich. Eltern machen das heutzutage deutlich häufiger als früher, wenn auch nicht unbedingt mit Waffengewalt. Da gibt es feines Besteck für.