An der Fußball-WM lassen sich sehr gut die neun Kreise der Hölle studieren. Insbesondere die Gier spielt eine große Rolle.
Katar und die FIFA
Ist das noch Fußball oder kann das weg? Wenn man aktuell etwas über Gier schreiben möchte, kommt man eigentlich an der Fußball-WM, Katar und der FIFA nicht dran vorbei. Man könnte über das Verbot der „One Love“ Kapitänsbinde schreiben. Über das zu Kreuze kriechen der nationalen Fußballverbände. Oder einen deutschen Konzern, der inmitten der Gier Haltung zeigt. REWE kündigt seine Zusammenarbeit mit der FIFA und dem DFB. Man verzichte auf die Werberechte aus dem bestehen Vertrag, heißt es aus Köln.
Gier, bei der FIFA bedeutet es, alles andere notfalls mit Füßen zu treten. Kritik ist unerwünscht, gerade auch am Gastgeberland der Fußball-WM. Mit einem kruden Verweis auf 3.000 Jahre Geschichte spricht man insbesondere den Europäer jedes Recht auf Einmischung ab.
Für das, was wir Europäer in den vergangenen 3.000 Jahren getan haben, sollten wir uns für die nächsten 3.000 Jahre entschuldigen, bevor wir anfangen, den Menschen moralische Lektionen zu erteilen.
FIFA-Präsident Gianni Infantino
Ganz ehrlich, ich habe in den letzten 3.000 Jahren nicht getan, für das ich mich entschuldigen müsste. Infantino sollte nicht von sich auf andere schließen — wenn er denn überhaupt so alt ist.
Vierter Kreis Gier
Die neun Kreise der Hölle sind nach Dantes Inferno (dem ersten Teil der Göttlichen Komödie):
- Vorhölle
- Lust
- Völlerei
- Gier
- Zorn
- Häresie
- Gewalt
- Betrug
- Verrat
Warum ich darauf komme? Es liegt an der Dokumentation über einen der berühmtesten Künstler der Renaissance, Sandro Botticelli — derzeit bei amazon prime unter dem Titel „Botticelli – Inferno“ verfügbar.
Die Dokumentation ist nicht nur aufgrund ihres Informationsgehaltes sehenswert, sondern auch, weil sie verdammt gut gefilmt wurde. Man bekommt spürbar Lust, Florenz einen Besuch abzustatten. Passend zum Thema spielte ich gestern erneut zwei Parteien des großartigen Spiels „Pax Renaissance“. Man muss sich mit den Regeln und Möglichkeiten intensiv auseinandersetzen, aber es lohnt sich. Als Bänker der Renaissance beeinflusst man die Politik.
Geld spielt eine wichtige Rolle, vermutlich auch die Gier nach mehr Macht. Von allen Todsünden erscheint mir die Gier diejenigen zu sein, die am stärksten bei unserer Spezies ausgeprägt ist. Sie ist für viele überhaupt erst der Antrieb und führt etwa zu Betrug und Verrat. Verrat zum Beispiel an den eigenen Werten, nur damit man nicht von der Fußball-WM ausgeschlossen wird.
Insofern schließt sich an dieser Stelle der Kreis. Mit dem Unterschied, dass die Verantwortlichen nicht in die Hölle, sondern damit durch kommen.