Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Durch das besonnene Verhalten und Abwarten bis zur Aufklärung verhinderte Polen eine Eskalation des Ukraine-Kriegs.

Kein Bündnisfall

Draußen bläst der Wind ums Haus. Es ist aber wohl nicht der „Wind of change“. Verdammt, das waren noch Zeit, als man eine positive Veränderung glaubte. Momentan ist man schon froh, wenn einem nicht der Himmel auf den Kopf fällt. Die Wikinger wussten schon, warum sie davor Angst hatten.

Kommen wir aber zum aktuellen Weltgeschehen. Der Titel trifft es eigentlich ganz gut. Polen hat in gewisser Weise tatsächlich einen Atomkrieg verhindert. Spulen wir einige Stunden zurück, um das zu erklären. Eine Rakete russischer Bauart (die wurden auch an andere Länder verkauft) schlug auf polnischen Boden ein. Genauer gesagt auf dem Gelände eines landwirtschaftlichen Betriebs in Przewodów. Der Abstand zur ukrainischen Grenze beträgt hier weniger als zehn Kilometer. Zwei Menschen wurde beim Einschlag getötet. Wichtig zu wissen: Polen ist Mitglied der North Atlantic Treaty Organization, kurz NATO.

Aus Artikel 5 des NATO-Vertrages ergibt sich Folgendes:

bewaffneten Angriff gegen einen oder mehrere Partner werde als Angriff gegen alle angesehen

Alle NATO-Mitglieder sind dann zum Beistand verpflichtet. So was kann dann verdammt schnell eskalieren. Wir können daher über zwei Dinge derzeit sehr froh sein. Die USA haben mit Joe Biden einen erfahrenen und besonnenen Präsidenten. Des weiten reagierte Polen zurückhalten und wartet erstmal ab, bis die Hintergründe und die Ursachen für den Einschlag näher beleuchtet werden konnten.

Besonnenes Polen

Anderswo hieß es voreilig, Russland hätte die Rakete abgefeuert. Man traut dem Land derzeit ja zu Recht einiges zu, aber so selbstmörderisch würde ich Russland nicht einschätzen. Noch nicht jedenfalls. Von russischer Seite hieß es allerdings recht schnell, man sei das nicht gewesen. Der angebliche Angriff sei nur westliche Propaganda.

Autsch! Einen vorgetäuschten Angriff auf Polen, um einen Krieg vom Zaun zu brechen — das hatten wir schon mal. Zum Glück, wie gesagt, blieb die Regierung in Warschau extrem cool. Wir haben dem Land entsprechen etwas zu verdanken. Bei aller berechtigter Kritik an der Regierungspartei PiS und deren zum Teil antieuropäischen Kurs, hier wurde wirklich umsichtig vorgegangen.

Aktuell stellt es sich so dar, dass die eingeschlagene Rakete zum S-300-System gehört, welches sowohl Russland als auch die Ukraine einsetzen. Es dient zur Raketenabwehr, ist aber (mittlerweile) fehleranfällig.

Die Lesart wäre derzeit also, dass der Raketentreffer auf polnischen Boden ein Unfall war, der Flugkörper sogar von Ukraine und nicht von Russland abgefeuert wurde. Das passt zwar nicht ganz in ukrainische Propaganda, aber ist realistischer als ein gezielter russischer Angriff auf Polen.

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