Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Manchmal muss man etwas einfach gehen lassen und es nicht künstlich am Leben erhalten. Auch einen Konzern wie Galeria Karstadt Kaufhof.

Innenstädte ohne Galeria

Selbstverständlich ist es nachvollziehbar, wenn ein Ertrinkender nach jedem rettendem Strohhalm Ausschau hält. In Bezug auf die mal wieder vor der Insolvenz stehende Galeria Karstadt Kaufhof ist jedoch die spannende Frage, wer die Ertrinkenden sind. Meiner Meinung nach ist es auf keinen Fall der österreichische Immobilienhändler René Benko. Dessen Signa Holding GmbH besitzt sämtliche Anteile von Galeria Karstadt Kaufhof — auch die Immobilen, auf die wir nachher noch zu sprechen kommen.

Benko selber, gerne auch als Wunderwuzzi bezeichnet, gehört definitiv nicht zu den Ertrinkenden. Während die Mitarbeiter:innen von Galeria bei einer Insolvenz ersaufen, sitzt er möglicherweise auf einer Luxusyacht und schlürft Champagner. Oder lässt es sich anderweitig richtig gut gehen.

Wenn die Bundesregierung bei ihrer Haltung bleibt und weitere Staatshilfe für den angeschlagenen Warenhauskonzern ablehnt, wird Benko vermutlich nur mit den Schultern zucken. Andere dagegen gegen schalten in den Panikmodus. Geschlossen Filialen bedeute nicht nur entlassene Mitarbeiter:innen, sondern auch leerstehende Immobilien mit weitreichenden Auswirkungen auf die Innenstädte.

Immobilien dieser Größe haben eine Sogwirkung — im Positiven wie im Negativen. Es wundert daher also nicht, wenn Kommunen den Erhalt von Galeria-Filialen fordern, wie Spiegel Online berichtet. Leerstehende Filialen wirken sich auf das Umfeld aus und sorgen für eine Verödung der Innenstädte, so die Befürchtung.

Einfach sterben lassen

Ehrlich gesagt ist die Verödung der Innenstädte kein neues Problem. Zudem haben nicht wenige Kommunen vor Jahrzehnten selber dazu beigetragen, in dem sie Bauland auf der grünen Wiese zur Verfügung stellten, damit dort Shopping-Center gebaut wurden. Erich Reimann fasst in der Emder Zeitung die Entwicklung der letzten Jahrzehnte heute gut zusammen.

Die erneuten Schwierigkeiten von Galeria lassen sich nicht mit der Corona-Pandemie oder steigenden Energiekosten begründen. Es sind, wenn überhaupt nur Faktoren, die aber an dem grundsätzlichen Problem keinen maßgeblichen Anteil haben. Die Zeit der Warenhäuser ist unwiderruflich abgelaufen und das nicht erst seit gestern.

Ursachen für den Niedergang der Warenhäuser gibt es vielen, Reimann führt einige davon auf. Die bereits erwähnten Shopping-Center, Fachmärkte und auch der zunehmende Onlinehandel. Alles unter einem Dach ist ein Versprechen, welches Warenhäuser nicht (mehr) einlösen können. Wenn ich zum Beispiel Köln Werkzeug brauchte, bin ich nicht zum [Kaufhof in Nippes] ((https://www.wildbits.de/2019/01/28/kaufhof-vorm-ende/)), sondern zum Obi Fachmarkt. Deren größeren Auswahl und besseren Beratung wegen.

Selbstverständlich gilt mein Mitgefühl den Mitarbeiter:innen und ihren berechtigten Sorgen. Es ist aber nicht Aufgabe des deutschen Steuerzahlers, ein überholtes Konzept künstlich am Leben zu erhalten. Galeria ist eben nicht zukunftsfähig, so wie es deren Chef Miguel Müllenbach behauptet.

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