Gemeinsam mit meiner Sony Alpha 7 IV sitze ich auf dem Sofa. Wir beide fremdeln noch etwas. Das Vollformat ist für mich ein neues Abenteuer.
Kurze Geschichte der Fotografie
Seit zwei Wochen besitze ich noch auch eine Kamera fürs Vollformat. Am Ende einer längeren Entscheidungsfindung führte kein Weg mehr an der Sony Alpha 7 IV vorbei. Bevor ich aber zu meinen ersten Eindrücken und Erfahrungen mit der Kamera komme, möchte ich noch mal zurückblicken, wie alles anfing. Als ich Im Juli über meinen Wiedereinstieg in die Fotografie schrieb, ist mir ein gedanklicher Fehler unterlaufen. Zudem müsste ich die Anzahl der Fotos in Lightroom auf mittlerweile 40.000 korrigieren.
Im Juli sprach ich vom Wiedereinstieg in die Fotografie, was eine (längere) Pause voraussetzt. Als ich mir gestern überlegte, wie mein Weg zum Vollformat eigentlich aussah, stolperte ich über eine Lücke. Beziehungsweise darüber, dass es keine Lücke gibt. Hinter links im Regal gibt es eine Metallkiste, in der eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Fotos ruht. Analoge Abzüge, fotografiert auch noch im Studium mit einer analogen Spiegelreflexkamera. Meinen gesamten fotografischen Weg habe ich bereits 2014 skizziert — ich sollte selber mal häufiger in meinem Blog lesen.
Gefühl fürs Motiv
Blicke ich heute zurück auf meine Anfänge in der Fotografie, so habe ich mich Schritt für Schritt vom Knipsen dem Fotografieren angenähert. Einen ziemlich großen Anteil bei der Entwicklung eines Gefühls für Motive habe ich einer iPhone-App mit dem Namen Hipstamatic zu verdanken. Gerade in den früheren Versionen der App gab es noch nicht die Möglichkeit, die Filter nachträglich anzuwenden. Man musste sich gut überlegen, was man wie fotografiert.
Hinter mir an der Wand hängen einige Abzüge in Polaroid-Optik, die ich nach wie vor für gelungen halte. Auch bei den sechs Korkuntersetzer mit Fotomotiven, die im Wohnzimmer liegen, sind Fotos mit Hipstamatic geschossen worden. Hipstamatic fand ich immer viel spannender als die wenigen Filter von Instagram.
Mich beeinflusst die Erfahrung mit Hipstamatic nach wie vor bei der Bearbeitung meiner Fotos in Lightroom, etwa bei der Anwendung von Presets.
Kommen wir aber mal langsam zum Vollformat und meine Eindrücke von der Sony A 7 IV. Irgendwo in einem Blog las ich vor ein paar Wochen über die Vorzüge der Alpha 6000 Reihe. Sie sei kompakt und biete genügen Optionen, abgesehen davon seien 24,2 Megapixel genügend, auch auf lange Sicht. Aus persönlicher Erfahrung muss ich an dieser Stelle widersprechen. Mehr ist definitiv mehr. Noch heute ärgere ich mich über die schlechte Auflösung Fotos, die ich in Kenia mit der Ricoh 5300 gemacht habe (gerade beim Schreiben habe ich bei ebay auf eine günstige gebrauchte 5300 geboten, irgendwie wird man ja schon nostalgisch).
Weg zum Vollformat
Kommen wir aber zum Vollformat. Auch wenn ich die Alpha 6000 nach wie vor für eine ziemlich gute Kamera halte, hatte ich persönlich das Gefühl, an eine Grenze gestoßen zu sein. Unabhängig von den Objektiven gelang es mir nicht, genau das festzuhalten, was ich beim Fotografieren im Kopf hatte. Der APS-C Sensor hat im Vergleich zum Vollformat einen Cropfaktor von etwa 1,5. Grob gesagt führt das zu einem kleineren Ausschnitt des Bildes, der bei gleichem Objektiv, gleicher Brennweite wie hereingezoomt aussieht. Für die Bildgestaltung macht das meiner Meinung nach einen Unterschied. Darüber kann man aber sicher trefflich streiten.
Subjektiv hatte ich zumindest nach sieben Jahren mit einer APS-C Kamera den Eindruck, ich hätte mir das „Vollformat“ verdient. Gut, ich gebe es zu, die Sony Alpha 7 IV sieht professioneller aus und fühlt sich auch so an. Eigentlich muss ich mich aber auch gar nicht rechtfertigen für meine Kaufentscheidung. Allerdings würde ich gerne noch den Hinweis für andere vor einer ähnlichen Entscheidung loswerden, dass man bei den Objektiven wieder ganz von vorne anfängt.
Wie, die Alpha 7 IV hat doch genau wie die Alpha 6000 ein E-Bajonett, oder? Klar, aber die Objektive für die Alpha 6000, die ich habe, sind APS-C-Objektive und würden an einer Alpha 7 IV im APS-C-Modus Fotos aufnehmen — mit maximal 14 Megapixel. Das sind gute 10 Megapixel weniger, als würde ich mit demselben Objektiv an der Alpha 6000 fotografieren.
Fremd in der Hand
Kommen wir aber zur Kamera selber. Die Alpha 7 IV liegt verdammt gut in der Hand. Zusammen mit dem Tamron 28-200mm f/2.8-5,6 hat man aber einen echten Brecher im Vergleich zu meiner leichten Alpha 6000. Daher kam ich an einem Peak Design Slide Kameragurt nicht wirklich vorbei. Hat das Equipment vor sich, ist man (jedenfalls ich) schon etwas eingeschüchtert. Das Menü ist (zum Glück) komplett neu und übersichtlicher als bei der Alpha 6000.
Allerdings muss man sich erstmal mit den zahlreichen Optionen auseinandersetzen. Noch fühlt sich die Kamera fremd an, aber immerhin habe ich erste Bilder im Vollformat schießen können. Was ich absolut genial an der Alpha 7 IV finde, ist der zweite Slot für eine zusätzliche SD-Karte. Wie der verwendet wird, lässt sich konfigurieren. Perfekt für meine Zwecke ist die Aufnahme im RAW-Format auf der ersten Karte und als JPG auf der zweiten. So kann ich nach dem Urlaub meiner Frau einfach die zweite Karte geben, damit sie sich die Bilder ansehen kann. Bis ich mit den RAW-Aufnahmen durch bin, dauert es nämlich immer lange.
Passendes Objektiv
Mit dem Tamron 28-200mm bin ich bisher zufrieden, es deckt eine große Bandbreite ab. Immer darauf, immer passend. Für Fototouren mit zusätzlichen Bedürfnissen habe ich dann ja noch die Alpha 6000, die ich mit einer lichtstarken Festbrennweite bestücken kann. Es zeichnet sich aber bereits jetzt ab, dass ich auch für die A 7 IV eine lichtstarke Festbrennweite haben möchte. Und eigentlich kann man ja nie genug haben, oder?
Auf jeden Fall ist Fotografie ein Hobby, an dem man lange Freude hat. Zum Glück lässt sich an der Kamera auch noch eine Dioptrien-Einstellung für den Sucher vornehmen. Für mich wird das beim rechten Auge zunemhend relevanter.