Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Durch die meisten Designfehler wird unser Leben unnötiger erschwert. Andere wiederum erleichtern den Sieg.

Brücken ins Nirgendwo

Brücken, die ins Nirgendwo führen, haben die meisten von uns vermutlich schon mal gesehen. Allerdings muss man bei den Brücken unterscheiden. Es gibt welche, wo der Rest dazu noch gebaut wird. Und solche, die bis zum Abriss alleine stehen werden. Wobei das mit den Brücken noch ein recht harmloses Beispiel ist. Beim NDR haben sie ein ganzes Format „Der reale Irrsinn“ dafür. Sogar Emden kommt zweimal vor (Kenner würde hier verwundert sein, dass es nur zweimal ist). Wie heißt es so schön im Beitrag über die zu niedrig geratene Brücke: Fehler passieren.

Planungsfehler genauso wie Designfehler — ist halt menschlich. Fragt sich nur, ob man dann mit der Haltung „Das bleibt jetzt so“ besonders gut fährt. Fehler passieren, aber man sollte aus Fehler lernen. Vor allem sollte man sie beheben, bevor schlimmeres passiert. Oder etwas, das für Unbeteiligte urkomisch ist wie die Frau, die von ihrer Spülmaschine im Badezimmer eingeschlossen wurde.

Die Süddeutsche Zeitung und andere Medien berichtet von einer 22-Jährigen, die allein nicht mehr aus ihrem Badezimmer kam. Eine sich selbst öffnende Spülmaschine blockierte die nach außen aufgehen Badezimmertür.

Fatale Designfehler

In einem Bad ohne Fenster kann das schon mal fatal sein. Zum Glück hatte die Frau ihr Handy dabei und auch Empfang (warum man sein Handy mit ins Badezimmer nimmt, nun ja). In einer aufwendigen Rettungsaktion konnte die Frau schließlich von der Feuerwehr befreit werden.

Schuld sind hier zwei massive Designfehler. Zum einen die Platzierung der Spülmaschine unmittelbar vor der Badezimmertür. Hier kann man allenfalls zur Verteidigung anführen, dass es aufgrund der Anschlüsse keine andere Möglichkeit gegeben habe. Man müsse aber die Küche sehen, um das zu beurteilen.

Einfacher ist es dagegen mit der automatischen Spülmaschine. Warum zum Henker geht die Tür einfach auf? Ich habe von unserem Küchenbauer gelernt, dass die Tür der Spülmaschine so lange zu bleiben sollte, bis alles abgekühlt ist und man sie erst aufmacht, wenn man das Geschirr ausräumt.

Die Frau hatte Glück im Unglück, musste aber dennoch Designfehler anderer ausbaden.

Persönlich begegnen mir Designfehler nicht nur im Beruf, sondern auch privat im Hobby Brettspiele. Gestern zum Beispiel beim Spiel „Pagan: Schicksal von Roanoke“. Vergangene Woche begeisterte mich das Spiel noch und es ärgerte mich, aktuell keins kaufen zu können. Mittlerweile bin ich froh darüber, denn es hat Geld gespart.

Kaputte Brettspiele

Bisher ging man davon aus, die Hexe wäre wesentlich schwieriger zu spielen. Sie muss das Geheimnis ihrer Identität waren und gleichzeitig Vorbereitungen zur Durchführung des Rituals treffen. Je länger die Partie dauert, um so mehr Dorfbewohner kann der Hexenjäger als Verdächtige ausschließen. Schließlich kennt er die Identität der Hexe und kann sie eliminieren.

Nun, es gibt aber wohl offensichtlich einen Designfehler. Jedenfalls warnen wir nach fünf Partien gestern davon überzeugt. Man kann sogar die Identität der Hexe offenlegen, ohne dass der Hexenjäger etwas machen kann. Nur wenn er sehr viel Kartenglück hat, verhindert er die Strategie der Hexe. Sonst aber gewinnt sie in 85 Prozent der Fälle.

Der Spieler der Hexe muss von Runde eins an drei Geheimnisse auf die Hexe bekommen und diese dann in der folgenden Runde in eine Gefälligkeit umwandeln. Besser noch, er packt noch zusätzlich drei Geheimnisse darauf und wandelt diese dann in zwei Gefälligkeiten um. In Runde drei liegen dann schon drei Gefälligkeiten bei der Hexe, Runde vier wird das Ritual ausgeführt. Selbst wenn der Hexenjäger versucht gegenzusteuern, endet das Spiel in Runde fünf, spätestens sechs, mit dem Sieg der Hexe.

Wir haben sogar offen „kooperativ“ gespielt, konnte die Hexe aber nicht stoppen. Vielleicht haben wir etwas übersehen, aber es sieht ganz nach einem Designfehler aus.

Testen vor der Veröffentlichung

Man kann natürlich einwenden, so würde doch niemand Pagan spielen. Genau so könnte man auch sagen, niemand gehe ins Badezimmer, wenn die Spülmaschine in wenigen Augenblicken fertig ist mit ihrem Programm. Nein, so was sind Designfehler. Bei Brettspielen, gerade bei denen, die über Kickstarter veröffentlicht werden, scheint so was (inzwischen) häufiger vorzukommen.

Ein Spiel, genauso wie viele andere Dinge, sollte vor der Veröffentlichung ausreichend getestet werden. Klar kann man bei bestimmten Spielen, wie etwa Deckbuildern, nicht alle Möglichkeiten testen. Allerdings ist das beschriebene Aushebeln von Pagan völlig unabhängig von den Karten der Hexe. Der mutmaßliche Designfehler steckt bereits in der Grundmechanik.

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