Selbsternannte Brettspielexperten sprechen mitunter mitten in Ladengeschäften merkwürdige Empfehlungen aus. Sogar bei der Gasförderungen gibt es Besserwisser.
Gasförderung vor Borkum
Drüben bei der Süddeutschen Zeitung wird über die Gasförderung vor Borkum im Artikel „Gasförderung? Überall, nur nicht hier“ berichtet. Meine Lieblingsinsel hat es also sogar in die SZ geschafft.
Auf Facebook führte der Artikel dann zu Kommentaren wie diesem
ein grosser erfolg der generation Z unter anführung der oberschichtGRÜNEN, NEUBAUER, usw.. big boss habeck fliegt mt kumpel scholz in „schurkenländern“ um TEUERE energie zu betteln, währenddessen kultfigur baerbock in der ganzen welt zündelt!
Bei mir entsteht bei solchen Zeilen das starke Bedürfnis, für sichere Wickeltische zu werben. Man sieht ja ganz deutlich, was passiert, wenn Menschen als Baby von einem gefallen sind. Aber mal im Ernst. Persönlich halte ich die Gasförderung 20 Kilometer vor Borkum für eine verdammt dumme Idee. Mitten im Naturschutzgebiet Wattenmeer gibt es keinen Grund der Welt, der dafür spricht. Zumal gerade für Borkum erhebliche Risiken bestehen. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Süßwasserlinse unter Borkum nicht gefährdet wird.
Hinzu kommt im Übrigen die mangelnde Nachhaltigkeit beim gesamte Vorhaben. Gas ist ein schmutziger Brennstoff. Abgesehen davon würde das erste Gas aus dem Vorkommen frühstens Ende 2024 fließen — in der aktuellen Lage als nichts nützen.
Mit dem Thema könnte ich noch den ganzen Blogartikel füllen, aber ich hab mir für dieses Wochenende vorgenommen, mit nicht aufzuregen. Bei Thalia in Emden konnte ich mich sogar wirklich zurückhalten.
Hafenfest mit Brettspielexperten
An diesem Wochenende ist in Emden Hafenfest, was natürlich auch wieder Besucher von außerhalb anlockt. Die sind wichtig für die Stadt, gerade wenn man etwa an die jüngste Schließung denkt. Unter den Besuchern befindet sich offensichtlich auch Brettspielexperten. Mich selber würde ich nicht als Brettspielexperten bezeichnen. Ich spiele gerne und häufig und hab auch eine Meinung zu vielen Titeln — und auch zu Szene der selbsternannten deutschen Brettspielexperten, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Wie dem auch sei, meine Frau ich stöberten heute durch zwei der drei Buchhandlungen in der Emder Innenstadt auf der Suche nach Radwanderkarten für den geplanten Urlaub. Bei Thalia gibt es ein etwas größere Auswahl an Brettspielen, sogar ein paar ernstzunehmende Titel wie Everdell finden sich im Regal.
Vor den Spielen standen zwei Männern, einer davon gab dem anderen Tipps für die Auswahl. Offensichtlich fühlte er sich als Brettspielexperte, schließlich habe er eine Sammlung „mit über 500 Spielen“. Selbstverständlich qualifiziert eine große Sammlung von was auch immer einen automatisch zum Experten.
Zunge zum draufbeißen
Der Herr sucht ein Spiel, wo man nicht so viel aufbauen müsse. Bei solchen Aussagen bekam ich schon damals als Verkäufer in einem Fachgeschäft für Brettspiele leichte Schwellungen im Halsbereich. Aber gut, jeder Jeck is anders. Im weiteren Verlauf stellte sich dann heraus, dass auch der ältere Herr auch häufiger spielt als der Durchschnitts-Muggel. Es hatten sich wohl offensichtlich zwei Brettspielexperten getroffen. Es kam, wie es kommen musste.
Der Jüngere sprach davon, das er selbstverständlich den Live-Stream heute ab 18 Uhr zur Verleihung Spiel des Jahres und Kennerspiel des Jahres anschauen würde.
Ich für meinen Teil biss mir in dem Moment auf die Zunge, um mich nicht doch noch einzumischen. Kennerspiel des Jahres ist mittlerweile für einen Teil der Vielspieler so was wie der Sack Reis in China geworden.
An der Kasse feilsche der Jüngere der beiden Experten dann noch um den Preis für Living Forest, denn das sei ja online um fünf Euro günstiger. Wirklich, absolut sympathisch solche Menschen. Wenn ich richtig zugehört habe, allerdings Urlauber aus Nordrhein-Westfalen. Da haben wir in Ostfriesland noch mal Glück gehabt.
Am Rand bemerkt wäre es auch ganz schön, wenn sich selbsternannte Experten aus der Diskussion um die Gasförderung vor Borkum raushalten würden. Von München aus schimpft es sich leicht über den Egoismus der Borkumer. Lasst uns an der Stelle doch einfach mal über den Bau von Windrädern in Bayern reden.