Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Statt beruhigendes Sommerloch gibt es eine Hetzkampagne gegen Kritiker des Liedes Layla. Sexismus gibt es wohl auch im Jahr 2022.

Tee statt Kaffee

„Abwarten und Tee trinken“ heißt es, wenn Geduld erforderlich ist. Einfach die Ruhe bewahren und abwarten, wie die Dinge ihren Lauf nehmen. Es gibt allerdings auch Momente, wo das genau die falsche Reaktion. Man müsste eigentlich rechtzeitig die Reißleine ziehen, ist aber in Untätigkeit eingefroren. Abwarten und Tee trinken entspricht dann lediglich die Hände in den Schoß legt und nichts tut in der Hoffnung, die Dinge würden sich schon von alleine regeln und besser werden.

Wenn bei meiner Frau und mir ein gewisser Punkt überschritten ist, dann machen wir lieber Nägel mit Köpfen, statt abzuwarten. So kam es dann ja auch zum Entschluss, von Köln nach Ostfriesland umzuziehen — eine Region, die für den Tee trinken bekannt ist.

Wir beide sind Wechseltrinker, wir mögen sowohl Tee als auch Kaffee. Die Qualität der Rohstoffe ist für uns wichtig (und natürlich die Tageszeit, also wann wir zum Beispiel aufstehen). Guter Tee in Ostfriesland zu bekommen, ist recht einfach. Insbesondere, wenn man in Emden lebt. Für Liebhaber von Ostfriesentee ist Thiele immer eine sichere Nummer. Ganz anders sieht es dagegen mit Kaffee aus. Daher freuten wir uns Im Frühjahr darüber, dass die Kaffeerösterei Baum hier in Emden ein Café eröffnete. Das ist jetzt längerfristig wieder geschlossen (genauso wie ein zweites Café in Leer). Die Inhaber geben ökonomische Gründe dafür an. Bitter für die Angestellten und auch für Emden. Aber auch verständlich, denn man die Augen verschließt vor den aktuellen Rahmenbedingungen (unter anderem Personalmangel, steigende Rohstoffpreise und Energiekosten sowie Lieferengpässe), fährt man vor die Wand und gefährdet die ganze Firma. Für uns in Emden heißt es leider wieder Tee statt Kaffee trinken. Und abwarten, ob das Café wieder öffnet.

Kaffee auf bei Layla

Was das andere heutige Thema angeht, nun eigentlich habe ich den Kaffee längst auf in Bezug auf Chauvinismus, toxische Männlichkeit und Degradierung der Frauen zu Sexobjekten. Mich widert es einfach nur an. Für mich ist „Layla“ daher auch kein Partysong, sondern unterste Schublade.

Ich hab‘ ’nen Puff und meine Puffmama heißt Layla
Sie ist schöner, jünger, geiler

Klar wittert das Hetzblatt des deutschen Mannes jetzt eine Verschwörung, wenn lediglich darum gebeten wurde, das Lied auf öffentlichen Veranstaltungen nicht mehr zu spiele. Schließlich muss man seine Leserschaft bei der Stange halten und weiß um deren Geilheit.

Persönlich lass ich auch kein Argument gelten, warum man denn andere ihre Freude lassen sollte an dem Lied. Kunstfreiheit endet dort, wo Grenzen überschritten werden und Menschen aufgrund ihres Geschlechts diffamiert werden. Genau das macht der Song Layla. Wer das nicht sehen will, reduziert sich auf ein triebgesteuertes, rücksichtsloses Subjekt mit erheblicher Hirnfehlfunktion.

Im Übrigen: Es wird zur Verteidigung von Layla angeführt, dass viele Rap-Songs deutlich heftiger seien. Stimmt. Die müssten meiner Meinung nach erst recht aus dem Verkehr ziehen. Aber es ist kein Argument, eine gewisse Portion Sexismus doch durchgehen zu lassen, weil anderer schlimmer sind.

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