Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Eine Diskussion über englischsprachige Brettspiele und deren Berechtigung in der eigenen Sammlung kann zu Kontroversen führen.

Meinungsvielfalt

Wieder so ein Tag, an dem ich ursprünglich über etwas anderes schreiben wollte, dann über etwas stolpere und mir denke: da möchtest du noch deinen Senf dazu geben. Bekanntlich bin ich ja stiller Leser im Brettspielforum bei unknowns.de. Im Forum geht es vornehmlich um Brettspiele, aber nicht nur. Und ja, der Ton ist mitunter etwas ruppiger. Das große Plus an dem Forum ist allerdings die Heterogenität der Benutzer (btw., ich hab noch nicht herausgefunden, ob da wirklich ausschließlich weiße Männer unterwegs sind…). Jung und, seichte Spiele bis komplexe Wargames, alles scheint sich dort zu tummel. Auch Menschen, die in Spieleverlagen arbeiten.

Das führt zu einer enormen Meinungsvielfalt. Bei manchen Themen wird ziemlich kontrovers diskutiert, so auch über die Frage eines Nutzers „Warum englischsprachige Spiele kategorisch ablehnen?“.

Eins vorweg: englischsprachige Brettspiel kategorisch nicht zu spielen, ist eine persönliche Entscheidung. Warum man einen Bogen um englischsprachige Spiele macht, dafür gibt es ganz unterschiedliche Gründe. Hier drei der häufigsten:

  • grundsätzliche keine Englischkenntnisse
  • Schulenglisch reicht nicht aus
  • Mitspieler lehnen englischsprachige Brettspiele ab

Darüber hinaus wird es etwas komplexer. Zum Beispiel, wenn man die englische Originalausgabe eines Spiels bewusst nicht kauft, damit aufgrund der Nachfrage das Spiel eine deutsche Ausgabe bekommt — und sich das für den Lizenznehmer auch lohnt.

Gründe für englischsprachige Brettspiele

Auf der anderen Seite gibt es auch Gründe, die für englischsprachige Brettspiele sprechen. Etwa die berechtigte Annahme, dass es ein bestimmtes Spiel keine deutsche Übersetzung bekommen wird (trifft sehr häufig für Wargames zu). Oder aber die Annahme, das Grundspiel würde zwar übersetzt werden, künftige Erweiterungen aber nicht. Das ist zwar inzwischen besser geworden, aber es gibt wohl immer noch eine ganze Reihe von Titeln, bei denen das so passiert.

Nicht zuletzt schwankt die deutsche Übersetzung bei Brettspielen erheblich in der Qualität. Insbesondere dann, wenn Spielregeln fachfremd übersetzt werden. Für mich ist die Erstauflage von „Welcome to… “ ein Paradebeispiel.

Persönlich finden sich in meiner Sammlung englischsprachige Brettspiele in friedlicher Koexistenz neben deutschen. Manchmal ist das Grundspiel deutsch, die Erweiterung(en) dann in Englisch. Mit meinen Englischkenntnissen komme ich durchaus zurecht, kenne aber dessen Grenzen. Spiele wie Gloomhaven möchte ich schon gerne in Deutsch spielen. Auf der anderen Seite liegen die Hürden bei GMT-Spielen nie an der englischen Sprache, sondern an (sorry!) schlechten Spielregeln.

Die Gründe, die ich für englischsprachige Brettspiele aufgeführt habe, sind auch die, die bei mir ausschlaggebend sind. Falls dann irgendjemand im Brettspielumfeld ein Spiel nicht spielen will, weil es auf Englisch ist, gibt es noch reichlich Auswahl anderer Spiele in der Sammlung. Und falls ich irgendwann nach Irland umziehe, habe ich schon einen Teil der Sammlung in eine für die Mehrheit der dort lebenden Brettspieler:innen in einer für sie verständlichen Sprache.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass man sich Englisch grundsätzlich nicht verschließen sollte. Es ist schließlich Weltsprache.

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