Im Alter von 85 Jahren verstarb diese Tage Jacques Berndorf. Er war der Pionier des deutschen Regionalkrimis.
Ein anderer Nachruf
Vier Absätze widmete die Süddeutsche Zeitung heute dem verstorbenen Jacques Berndorf — ein Pseudonym des ebenfalls am selben Tag verstorbenen Michael Preute. Tatsächlich kenne ich ihn nur als Jacques Berndorf. Aber was heißt schon kennen? Persönlich lernte ich den 1936 in Duisburg geborenen Michael Preute nie kennen. Weder im Rahmen einer Krimi-Vorlesung noch auf der Frankfurter Buchmesse. Dafür aber einen Teil der Eifel, die er zum Handlungsort seiner Krimis machte. Allerdings kam ich nie bis nach Berndorf, der Handlungsort von 23 Krimis aus der Feder von Preute. Zu weit ab von Zugverbindungen, rückblickend bedauerlich.
Auf der Suche nach lesenswerten Nachrufe auf Jacques Berndorf stolperte ich über einen kleinen Beitrag in der Mediathek der ARD. Drei seiner Freunde sprechen über ihn. Drei Minuten und 37 Sekunden sind vielleicht zu kurz für eine vollständige Biografie, nicht aber für einen kurzen Einblick in das Leben und Wirken von Preute. Deutlich wird in dem Beitrag vor allem, wie viele ihm etwas zu verdanken haben.
Pionierleistung von Jacques Berndorf
Die Eifel machte Jacques Berndorf ein Stück weit berühmter. Seine Pionierleistung bestand aber wohl darin, den Regionalkrimi in Deutschland voranzubringen. Für mich war das lange kein Thema, änderte sich aber 2010 mit dem Umzug nach Köln und meiner ersten Teilnahme am NaNoWriMo. Ohne vorherige Absichten in diese Richtung schrieb ich ein Manuskript für einen Regionalkrimi, der am Niederrhein spielte. Was folgte, waren weitere Manuskript und Kurzkrimis, ohne dabei ernsthaft die Schwelle zu einer Veröffentlichung zu überschreiten.
Dennoch beschäftigte ich mich einige Jahre mit dem Thema Regionalkrimi, sowohl schreibend als auch lesend. Vermutlich würde mir Jacques Berndorf zustimmen, dass es den typischen Regionalkrimi nicht gibt. Es gibt innerhalb dieser Sparte eine enorme Bandbreite, was gleichzeitig Fluch und Segen ist.
Verkürzt ließe sich zwei Extreme Punkte festmachen. Den Reiseführer mit Krimi-Einlage und den Krimi mit etwas eingestreutem Lokalkolorit. Mit anderen Worten, ein Krimi, der auch an jedem anderen Ort spielen könnte.
Die große Kunst besteht darin, einen guten Krimi zu schreiben, der nur genau an diesem einen Ort spielen kann und muss. Inwieweit das auf die Krimis von Preute zutrifft, kann ich leider nicht beurteilen. Von Berndorf las ich lediglich einen Kurzkrimi — ausgerechnet einen, wo mir der lokale Bezug zu schwach erschien.
Vielleicht ist es gerade jetzt an der Zeit, einer der Eifel-Krimis zur Hand zu nehmen. Der verregnet Sommer biete auf jeden Fall Lesegelegenheit.