Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Bereits in der Steinzeit wurde Grillen zur Männersache erklärt. Dabei ist das ganz offensichtlich Unfug.

Besser in der Küche

Viele Männer verfolgt ein Alptraum aus Kindheitstagen ins Erwachsenenalter hinein. Bis zur Unkenntlichkeit zerkochtes Gemüse, undefinierte Zutaten. Dennoch musste gegessen werden, was auf den Tisch kommt. Das blieb dann in der Menschheitsgeschichte nicht ohne Folgen. Der überwiegende Teil der Männer entwickelte ein gestörtes Verhältnis zu Küche, Kochen und Essen im Allgemeine. Einzige Ausnahme blieb das Grillen, auch aufgrund der archaischen Rituale rund ums offene Feuer.

Ein weiter aus kleiner Teil der Männer wandte sich intensiv der Essenszubereitung. Dabei schafften es einige sogar in Spitzengastronomie. Es wird wohl einen Grund haben, warum die meisten Spitzenköche eben genau das sind — Männer.

Lassen wir den Klamauk mal beiseite, auch wenn wohl ein Körnchen Wahrheit darin stecken mag. Meiner Meinung nach tummeln sich Männer in der Regel vor allem dort, wo es Ruhm zu ernten gibt. Den ernte man nicht für die tägliche Grundversorgung der eigenen Familie in der Küche, sondern in Restaurants, wo man von Gästen und Kritikern gefeiert wird. Lorbeeren und Sterne gibt es eben nicht in den Niederungen der heimischen Küche, egal wie gut man kocht. Undank ist dort überwiegend die Regel. Grillen ist dagegen etwas, was auch zu Hause Ruhm verspricht.

Frauen grillen nicht

In der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung findet sich der Artikel „Natural born Griller“. Darin geht es, man ahnt es bei der Überschrift bereits, ums grillen. Aber nicht nur das, sondern eine Frau schreibt über ihrer Erfahrungen mit der offensichtlichen Männerdomäne Grillen. Dabei ist das eigentlich historisch betrachtet Quatsch. Soweit ich mich richtig erinnere, war die Aufteilung in der Steinzeit recht eindeutig. Die Männer jagten, die Frauen grillten die Beute. Aber ist ja auch eigentlich egal wie es früher war, denn früher ist vor allem Dingen nicht heute.

Es trifft zu, dass grillen so wirkt als sei es vor allem Männersache. Man(n) muss sich allein die Werbung für Weber und andere Grills ansehen, dazu die seit einigen Jahren aus dem Boden geschossenen Magazine. Grillen gleich Fleisch essen gleich Männlichkeitskult. Im Gegensatz dazu ist vegetarische oder gar vegane Sache etwas für Häschen (vgl. dazu Kochbuch „Hase & Tiger“).

Ja, auch bei uns zu Hause stehe ich am Grill. Allerdings aufgrund der Tatsache, dass ich auch sonst derjenige bin, der kocht. Wenn man so will: Ich hab bei uns die Schürze an. Dafür ist meine Frau für den ganzen Technikkram zuständig.

Würde meine Frau den Wunsch äußern und das Grillen übernehmen zu wollen, hätte ich damit kein Problem. Ehrlich gesagt trinke ich nämlich lieber in Ruhe meinen Weißwein statt die ganze Zeit dass Grillgut im Auge behalten zu müssen.

2 Kommentare

  1. Ich habs besser. Meine Frau grillt, ich esse. In unserem Freundeskreis sind wir die Ausnahme. Und ehrlich gesagt, ich gehe damit auch nicht hausieren, weil ich manchmal ein schlechtes Gewissen habe. Wenn ich dann allerdings das erste Stück Grillgut am Abend koste, bin ich sehr zufrieden mit dieser Arbeitsteilung.

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