Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Für Tageszeitung schreiben Muggel über ein ihn fachfremdes Themengebiet. Dabei liegt sie oft gekonnt falsch.

Hartes Brot Lokaljournalismus

In der 9. und 10. Klasse hing ich zeitweise der Idee an, Journalist zu werden. Muss wohl auch mit der Arbeit bei der Schülerzeitung zusammenhängen. Allerdings hatte ich in einem der lichteren Momente eine ziemlich klare Vorstellung hinsichtlich meiner eigenen Talente. Ich sah mich als Redakteur einer Lokalzeitung, im ungünstigen Fall sogar eines Gratis-Wochenblattes. Mein wenig romantisches Bild über Lokalreporter führte dann zum Abschied vom Journalismus als Berufsweg — nur bösen Gerüchten zufolge gab es auch eine Einsicht bei mir hinsichtlich der Tippfehler.

Wie dem auch sei, der Idee, selber Texte zu verfassen, blieb ich letztendlich treu, wie man an diesem Blog hier sieht. Zudem bin ich nach wie vor fleißiger Leser von Tageszeitungen. Dabei stolpere ich immer wieder über Muggel bei den Schreiber:innen. Wie erwähnt, ich bin mir durchaus bewusst, welch hartes Brot deren Arbeit manchmal ist. Auch ist mir klar, wie unerfreulich es sein muss, den Brieftaubenverein Hintertupfing zu besuchen, um darüber zu berichten. Besonders dann, wenn man überhaupt keinen Bezug zum Thema hat. Vereinsmeier erwarten jedoch genauso wie Menschen mit anderen Hobbys einen ordentlichen Bericht. Muggel sind nicht magisch unbegabt, sondern einfach nur unbegabt beziehungsweise unwissend.

Leitfaden für Muggel

In den letzten Jahren ist mir in Bezug auf Brettspiele die Abnahme von Muggel aufgefallen. Es scheint sich in den Redaktionen herumgesprochen zu haben, dass es mehr gibt als Monopoly und Jenga (Affiliate Websites wären hier ein anderes Thema).
Möglicherweise ist eine neue Generation Schreiber:innen in die Redaktionen gesickert, die ein Mindestmaß an Affinität zu Brettspielen besitzen. Festellen ließ sich das sogar schon vor der Pandemie.

Allerdings, je spezieller das Hobby wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass doch noch ein Muggel auftaucht und eine völlig falsche Zeile unter ein Foto setzt. Wie etwa heute Morgen in der Süddeutschen Zeitung.

Ein Foto von der Fan-Convention in London. Zwei Besucher. Ein Junge in einem Spiderman Kostüm. Hier schrieb man von einem „kleinen Spiderman“. Es ließe sich kritisch anmerken, dass es sich hierbei nicht um Spiderman, sondern um Miles Morales handelt. Im Gegensatz zu Spiderman (bei dem es sich um einen weißen Jugendlichen handelt) hat Morals afro-lateinamerikanischen Wurzeln. So was kostet weniger als 1 Minuten Internetrecherche — dazu muss einem aber der Unterschied im Kostüm auffallen.

Die Sache mit Spiderman könnte man dem Muggel bei der SZ noch durchgehen lassen, nicht jedoch das mit dem Transformer. Ein Transformer ist ein Roboter, der sich in ein Auto umwandeln kann. So viel Wissen über Populärkultur sollten als Schreiberling schon haben. Auf dem Foto dagegen ist ein Space Marine aus dem Orden „Raven Guard“.

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