Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Bernd betrachtete das Grab seiner Stiefmutter, zu den Beerdigungen er nicht erschien. Für sie wäre es wieder ein typisches Drücken vor einer Aufgabe gewesen. Für ihn war es lediglich die Verlängerung eines Schlussstrichs, den er schon längst gezogen hatte. Vor der langen Fahrt in seine Geburtsstadt hatte ihm seine Frau noch einen Blumenstrauß für das Grab in die Hand gedrückt. Die Blumen lagen jetzt auf einem anderen Grab. Ein Toter, den Bernd nicht kannte. Für ihn eine bessere Verwendung als sie auf dem Grab der Stiefmutter zu platzieren.

Mit seiner Anwesenheit auf dem Friedhof brach Bernd mit seinem eigenen Schwur. Niemals, so schwor ser sich damals nach dem Abitur, würde er wieder zurück in seiner Geburtsstadt kommen. Unter keinen Umständen. Sogar den Pflichtteil seines Erbes schlug er nach dem Tod beider Elternteile aus. So glaubte er sich sicher. Das Schicksal legt uns aber immer wieder Steine in den Weg. Bernd ging weiter, um genau zum einem dieser Steine auf dem Friedhof zu kommen.

Eine grüne Wiese mit ein paar Bäumen, die Schatten spendeten in diesem Spätsommer. Irgendwo auf der wiese befand sich das anonyme Urnengrab seines besten Freundes. Bernd schüttelte innerlich den Kopf. Bester Freund, eine Beschreibung, die seit über 30 Jahren nichtmehr zutraf.

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