Die Ausschaltung der Opposition ist der feuchte Traum jedes autokratischen Staatsführers. Mit Pegasus wurde dies ein Stück Realität.
Wissen ist Macht
Damals in der Schule kursierte der Spruch „Wissen ist Macht, nichts wissen macht auch nichts.“ Als Schüler fanden wir den damals cool. Viele Jahre später sehe ich das komplett anders. Nichts wissen ist verdammt gefährlich, sogar mitunter lebensgefährlich. Unwissenheit ist kein Schutz vor Strafe und wegschauen löst niemals Probleme. Gerade in Deutschland wurde die Aussage „wir haben von all dem nichts gewusst“ erheblich überstrapaziert.
Man muss aber nicht mal die Geschichte bemühen. Unser leichtfertiger Umgang mit den eigenen Daten lässt sich auch nicht durch Unwissenheit entschuldigen. Wir sollten uns immer vor Augen führen, wer was damit anstellen kann und wird. Das gilt für die offensichtlich erhobenen Daten, aber auch für das, was technisch möglich ist. Nimmt man es nämlich genau, ist das uns permanent begleitende Smartphone ein Gerät zur absoluten Kontrolle. Dazu und zum Pegasus Projekt gleich mehr.
Vorab ein Hinweis, der mir sehr wichtig ist. Von den 176 Staaten auf dieser Erde haben nur 34 eine funktionierende Demokratie. Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt nicht in einer Demokratie. Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit — in weite Teile der Welt gilt das nicht und wird nur gering geschätzt. Egal also was uns in den vergangene Monaten irgendwelche Querdenker zu erzählen versuchten, wir haben es hier in diesem Fleck von Europa verdammt gut. Anderswo kann schon eine falsche Äußerung tödlich sein.
Trojaner des Pegasus Projekt
Während in der Emder Zeitung heute Morgen noch über die Flut-Katastrophe berichtet wird, gab es in der Süddeutschen Zeitung ein anderes Haupt-Thema: „Cyberangriff auf die Demokratie“. Mit Hilfe einer Software namens Pegasus sollen autoritäre Staaten Journalisten, Menschenrechtler und Oppositionelle ausgespäht haben. Ein internationales Rechercheteam hat dabei unglaubliches zutage gebracht. Pegasus diente zur Wissensbeschaffung, die unter anderem zur gezielten Ausschaltung von Regimekritikern führte — sei es durch Inhaftierung oder Ermordung.
Mit dem Trojaner Pegasus wurde die Mobiltelefone gezielt infiziert, um die dadurch volle Kontrolle über das Telefon zu gelangen. Dabei ermöglicht Pegasus dann Zugriff auf sämtliche Daten, Kamera, Mikrofon und Standort des Besitzers. Ohne das der Nutzer es mitbekam, konnten Telefongespräch abgehört und sogar heimlich das Mikrofon zur Überwachung aktiviert werden.
Ursprünglich und wohl auch eigentlich sollte Pegasus zur Terroristen-Bekämpfung eingesetzt werden. Nur das diese soweit bekannt in vielen Fällen bewusst Geräte aus der Pre-Smartphone Ära verwenden.
Persönlich finde ich es extrem fragwürdig, wenn ausgerechnet eine israelische Firma eine Software demokratiefernen Staaten zur Durchsetzung von Terror und Gewalt gegenüber der eigenen Bevölkerung verkauft.