Im kommenden Jahr möchten die meisten gerne auf damals zurückblicken. Hoffen auf eine Zeit nach dem Lockdown.
Steigende Fallzahlen
Wie vermutlich einige andere Menschen auch klammere ich mich zur Zeit daran, in einem Jahr zurückblicken zu können. Zurückblicken auf die Zeit damals, als uns die Pandemie fest im Griff hatte. Das setzt natürlich die Überwindung der Pandemie im kommenden Jahr voraus. Andernfalls gibt es kein damals, sondern ein Andauern des bisherigen Zustands. Blickt man dann zurück, erinnert man sich wohl er an damals, als es Corona nicht das Leben bestimmte so wie jetzt.
Der erste Blick morgens beim Frühstück gilt den Fallzahlen und dem derzeitigen Inzidenzwert. In Emden liegt er mittlerweile bei 138. Das ist schon verdammt viel, wenn auch noch lange nicht so schlimm wie in Köln. Wir haben hier vor Ort immerhin auch noch den großen Vorteil, einander aus dem Weg gehen zu können. In einer dicht besiedelten Stadt wird so was schwierig.
Es gibt aber noch andere, erhebliche Unterschied zwischen Emden / Niedersachsen und Köln / Nordrhein-Westfalen. Ungern sage ich so was wie, „ich hab es ja damals geahnt“, aber es ist tatsächlich so. Im Frühjahr kam mir schon der Verdacht, dass eine zweite Welle in NRW deutlich heftiger sein würde. Heftiger vor allem, die mit Versagen der Landespolitik zu kämpfen haben.
NRW war damals besser
Aktuell ist meine Frau besonders froh, nicht mehr als Lehrerin in NRW arbeiten zu müssen. Dort wir Stammtischpolitik auf den Rücken der Lehrerinnen und Lehrer gemacht. Während wir hier in Niedersachsen bereits mit deutlich weniger Fallzahlen ein Szenario B an den Schulen fahren, wird in NRW fröhlicher wie bisher weiter unterrichtet.
Im Detail: Szenario B bedeutet eine Teilung der Klassen. Die eine Hälfte bleibt zu Hause und kann per Videoschalte am Unterricht teilnehmen beziehungsweise wird mit Aufgaben versorgt. Die andere Hälfte ist vor Ort in der Schule. Wöchentlich wechseln sich die beiden Gruppen dann ab, sodass Präsenzunterricht in jedem Fall alle zwei Wochen gewährleistet ist. Gleichzeitig ist auch die IT-Ausstattung spürbar besser.
In NRW hält man am Präsenzunterricht für alle fest. Schulministerin Yvonne Gebauer lehnt ein Modell wie in vehement Niedersachsen ab. Ihre „geniale“ Idee: Man schickt die Schülerinnen und Schüler zwei Tage früher in die Weihnachtsferien.
Das Robert-Koch-Instituts teilte heute auf einer Pressekonferenz mit, dass man mit einer Verschärfung der Situation rechne. Der Pandemie-Kurs in NRW wirkt daher fahrlässig und beweist, wie wenig die Landespolitik aus dem vorhergehenden Lockdown und den folgenden Monaten gelernt hat.
„Damals war alles besser“ — meinte wohl auch, als Armin Laschet noch nicht Ministerpräsident in NRW war.