Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Bei den meisten Spielen, die Martin in seinem Leben gespielt hatte, gab es eine Wertung am Ende. Wäre das Leben ein Spiel, würde die Wertung bei Martin nicht erwähnenswert sein. Für ihn lief alles immer auf einen der hinteren Plätze hinaus. Züge hatten immer mehr als ein Schlusslicht. Martin jedoch fühlte sich auf der Eisenbahnbrücke einsam. Ihm fiel nur noch ein Spiel ein, welches er alleine spielen konnte. Aber auch dieses Spiel würde er nicht gewinnen können, egal wie viel Mühe er sich gab.

Für dieses Jahr Weihnachten standen zum ersten Mal keine Brettspiele auf dem Wunschzettel von Martin. In der Familie schenkte man sich untereinander schon lang nichts mehr, was Martin so vermisste wie er seine Familie nicht vermisste. Alleine für sich wollte er auch keine Spiele kaufen. Sich selber Wünsche erfüllen bringt nur dann etwas, wenn man auch mit dem Geschenk etwas anfangen kann. 

Die Wohnung von Martin war voll mit Spieleschachteln, die verstaubten. Martin fehlten Mitspieler und Vertrauen, vor allem letzteres. Sein Studienabschluss hatte ihn nur in die Arbeitslosigkeit geführt, wohl auch deshalb, weil Martin nie ganz bei der Sache war. Trotz seiner langen Abstinenz blieb ihm die Fahrigkeit, die fehlenden Konzentration erhalten.

Schnee fiel auf das Geländer der Brücke. Martin kramte in seiner Jackentasche und holte drei Spielfiguren heraus, die er aus einer Spielschachtel entnommen hatte. Sorgfältig setzte er die Figuren in den Schnee auf das Geländer. Drei Zuschauer.

Ohne Augen konnten die Meeple nicht sehen, wie Martin sprang. 

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