Fotografierende Tiere kennt man bisher bei Affen, was aber auch Rechtsstreitigkeiten nach sich zog. Eichhörnchen mit Kamera wurden allerdings bisher noch nicht gesehen.
Aller Anfang ist schwer
Es gibt so einen typischen Spruch: „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.“ Man will damit zum Ausdruck bringen, wie langsam und beschwerlich man mit einer Sache voran kommt. Genau so geht mir es in Bezug auf die Fotografie (und damit habe ich vielleicht auch schon die Überschrift erklärt). Man freut sich immer wieder über Fortschritte, aber es sind stets kleine Fortschritte. Bei mir liegt es vermutlich aber auch dran, dass ich jahrelang nicht fotografiert habe. Zudem fehlte mir in meiner Jugend eine fachliche Anleitung. Blenden wir mal an dieser Stelle zurück.
Überhaupt den Einstieg in die Fotografie fand ich nach meiner Konfirmation. Mein Vater sorgte damals dafür, dass ich eine Kamera von Quelle (ich glaube, die Mark hieß Revue ein Import der DDR-Marke Praktica). Damit fotografiert ich dann in Schwarz-Weiß. Erstens, weil die Filme günstiger waren und auch deshalb, weil ich sie selber entwickeln konnte. Natürlich hatte ich kein Fotostudio, sondern durfte mit einigen anderen die Dunkelkammer im Jugendzentrum in der Zitadelle nutzen. Den Geruch der Lösungen kann ich mir immer noch ins Gedächtnis rufen. Spaß hat das gemacht, und Fotos konnte ich auch entwickeln. Mehr jedoch nicht.
Wild knipsende Eichhörnchen
Ehrlich gesagt habe ich irgendwie wild fotografiert, ohne wirklichen Sinn fürs Motiv. Schlimmer noch, ohne die Basics zu kennen. In der Oberstufe ist das mit der Fotografie dann ganz eingeschlafen. Im Studium kaufte ich mir dann eine gebrauchte Spiegelreflexkamera. Bessere Bilder machte die auch nicht, aber das lag definitiv an der Person am Auslöser. Nach der Hochzeit kauften meine Frau und ich uns dann gemeinsam eine Digitalkamera, mit sagenhaft 2,3 Megapixel. Auf die Ricoh RDC-5300 war ich wirklich sehr stolz. Endlich digitale Fotos, ich musste nicht mehr die Fotos vorher entwickeln lassen, um sie dann zu scannen (mit einem wahren Monster). Durch die Uni konnte ich Photoshop nutzen, aber die Ergebnisse waren eher unterirdisch.
Immerhin, die Ricoh RDC-5300 begleitet uns nach Kenia. Ganz ohne Kamera wäre das ziemlich schade gewesen. Ein paar Jahre später fiel mir die Kamera leider mal auf den Boden, was dem Fokus nicht gut tat. Ich löste das Problem dadurch, dass ich einfach gar nicht mehr fotografiert. Vor unserem Urlaub auf Langeoog kaufte ich mir dann die Canyon PowerShoot A590. Eine Steigerung auf 8 Megapixel und im Vergleich zur Ricoh ein waren Leichtgewicht.
Typische Urlaubsfotos
Es entstanden die typischen Urlaubsfotos. Nett als Erinnerung, aber künstlerisch, nun ja. Abgelöst wurde die Kompaktkamera dann durch das erste iPhone. Das hatte ich praktisch immer dabei, konnte also auch spontan Fotos machen. Eine der wichtigsten Regeln in der Fotografie: die beste Kamera ist immer die, die man dabei hat. Ein teures, schweres Equipment nützt nichts, wenn es zu Haus herum liegt.
Bei den vielen Fotos, die entsenden, waren auch ein paar wirklich gute dabei. Zufallstreffer, wenn man so will. Auch mein H0-Bild mit der Spurensicher habe ich mit einem iPhone fotografiert. Durch vielen Fotos schlich etwas Übung ein. Tatsächlich entwickelt ich zum ersten Mal so etwas wie ein Gespür für Motive durch eine Retro-App namens Hipstamatic. Weglassen ist hier das Zauberwort und einfach erleben, was die Zufallsfilter hervorzaubern. Vermutlich würde ich noch immer mit meinem iPhone und unterschiedlichen Apps Fotos machen, wenn ich nicht auf dem Kölner Barcamp 2015 auf Marc Heckert getroffen wäre. Er begeisterte mich für die Sony a6000, mit der ich nach wie vor extrem zufrieden bin. Auch deshalb, weil ich günstig an gebrauchte Objektive komme — die sind ansonsten wirklich teuer.
Autofahren und fotografieren
Mit dem Fotografieren ist es wie mit dem Autofahren. Praktifiziert man es nicht regelmäßig, kommt man aus der Übung. Ein Grund, warum ich mich mittlerweile nie wieder hinters Steuer setzen würde. Zumindest nicht, ohne vorher einen ordentlichen Auffrischungskurs gemacht zu haben. Apropos Kurs. Einen Fotokurs habe ich nie gemacht, mein bisheriges Wissen stammt aus Artikel, Zeitschriften und Büchern. Vor allem auch durch Versuch und Irrtum. Im Unterschied zum schreiben sagt ein Bild tatsächlich mehr als Worte, man sieht ziemlich genau, ob ein Foto taugt oder eben nicht. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich bei Krimi schrieben eine längere Pause eingelegt habe und mich ganz auf die Fotografie konzentrieren. Dennoch, die Sache mit dem Eichhörnchen bleibt. Nach wie vor ist es mühsam, Fortschritte zeichnen sich nur langsam ab. Immerhin, sie gibt es, wie ich finde. Mir hilft dabei enorm, mit der Digitalkamera im Modus M zu knipsen. ISO, Belichtungszeit, Blende — das muss ich alles von Hand einstellen. Es sorgt endlich mal für Verständnis der Zusammenhänge und führt dazu, dass ich ganz bewusst Tiefenunschärfe erzeugen kann.
Hier zu Hause stapelt sich noch einiges an Lesestoff. Mit Lightroom-Wissen muss ich noch weiter vertiefen, in Photoshop kann ich nur ganz wenig. Dennoch, das Abo von Adobe für Fotografen finde ich enorm lohnenswert für mich.
Langer Weg
Vor mir liegt noch eine lange Strecke. Möglicherweise läuft mir dabei auch noch das eine oder andere Eichhörnchen über den Weg. Sicherlich ohne eigene Kamera, aber die haben gerade im Herbst auch etwas besser zu tun als zu fotografieren.