Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Nach einem Amoklauf an einer Schule die Bewaffnung von Lehrern zu fordern ist weder besonders sensible noch besonders klug. Lehrer mit Waffen in der Schule sind keine Lösung.

Amoklauf am Valentinstag

Bei einem Amoklauf am Valentinstag an einer Schule in Parkland, USA, wurden am vergangenen Mittwoch 17 Menschen getötet. Von einem 19-jährigen mit einer Automatik-Waffe. Das ist schlimm und macht traurig. Besonders aber macht es betroffen, wenn dies nicht endlich Anlass dazu ist, das Waffengesetz in den USA zu verschärfen. Nach wie vor sind Waffen nahezu frei zugänglich. Man könnte mit sehr sehr viel Entgegenkommen nachvollziehen, wenn das lediglich für Pistole zur Selbstverteidigung gelten würde. Dank National Rifle Association kann man legal alles erwerben, mit dem sich schießen lässt. Darunter Sturmgewehre, die für den Kriegseinsatz gedacht sind.
Für mich überschreitet das eindeutig die Grenzen der Selbstverteidigung. Es ist eine Aufrüstung der Bürgerinnen und Bürger zur Kriegsführung — gegen die Mitmenschen und die eigene Regierung. Geregelt ist der Waffenbesitz und das Führen von Waffen unter anderem im zweiten Verfassungszusatz. Nachvollziehen lässt sich das überhaupt erst aus der Geschichte, den Kampf um die Unabhängigkeit. Geschichte definiert sich jedoch als etwas, was vorbei ist. So endete der amerikanischer Unabhängigkeitskrieg am 3. September 1783. Entsprechend ist das lange, lange vorbei. Einen Grund zur Bewaffnung gibt es nicht — nur Paranoia und ein tief verwurzeltes Misstrauen gegenüber dem Staat.

Bewaffnung von Lehrern

Nun geht es aber nicht darum, die amerikanische Seele zu verstehen, sondern über die Bewaffnung von Lehrern zu sprechen. Die hat nämlich US-Präsident Donald Trump als Reaktion auf das Massaker gefordert. Jener Präsident, der sich extra „I hear you“ auf seinen Spickzettel schreiben musste, als er sich mit Angehörigen und Überlebenden traf. Sensibel geht anders. Empathie ist wohl etwas, was man nicht von Trump erwarten kann. Leider genau so wenig wie kluge Entscheidungen. Es kommt einer Verhöhnung der Opfer gleich, wenn man als Reaktion auf den Amoklauf mehr Waffen fordert. Die Bewaffnung von Lehrern dient nicht der Deeskalation, sie treibt die Spirale der Gewalt weiter an.
Mal ganz davon abgesehen, welche Bild bei Kinder und Jugendlichen entsteht, wenn ihre Lehrer Waffen tragen: welche Botschaft wird den wirklich vermittelt? Fühlt euch sicher, ich schieße zurück? Am besten wird dann auch noch zuerst geschossen und dann geschaut, ob es wirklich ein Amokläufer war. Sicher ist sicher. Eine abschreckende Wirkung jedenfalls wird die Bewaffnung von Lehrern nicht haben. Oder glaubt jemand ernsthaft, die Todesstrafe würde Gewalt und Morde verhindern? Es eine unsagbare dumme Idee, Lehrer mit Waffen aufzurüsten. Jede Waffe in der Schule ist eine weitere Waffe zu viel. Abrüsten wäre genau der richtige Schritt. Der beginnt damit, den Bürgerinnen und Bürgern in den USA ihr geliebtes „Spielzeug“ aus den Händen zu reißen.

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