Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Über Nordkorea wissen die meisten Menschen das Gleiche. Nämlich fast nichts. Das Land ist für Außenstehende eine Black Box.

Korea mal zwei

Zu Hause stehen mehrere Produkte aus Korea herum, zum Beispiel unserer Fernseher von Samsung. In einer Reihe von Geräten sind Komponenten verbaut. Und doch weiss ich über das Land lediglich, dass es geteilt ist. Selbst den genauen Breitengrad (es ist der 38.), an dem die Teilung verläuft, musste ich nachschlagen. In dem Teil meines Gehirns, wo geschichtliche Informationen gespeichert sind, ist nicht etwas über Zwangsprosituierte für japanische Soldaten im zweiten Weltkrieg abgelegt. Kimchi sagt mir auch etwas, es handelt sich um eine Art koreanisches Sauerkraut. Aber eigentlich ist mir doch etwas mehr bekannt, zumindest seit ein paar Monaten. Auslöser dafür war das Buch „Kim und Struppi“, welches ich im vergangenen Spätsommer las.
Ein erster Einblick in Nordkorea. Neuland für mich, wie ich damals schrieb. Viel hat sich bei mir in den letzten Monaten nicht getan, um den Nebel in diesem Neuland weiter zu lichten. Dann gab es aber in den letzten zwei Wochen massiven Input. Ursache dafür sind aber nicht die olympischen Winterspiele, dieser schöngefärbte Ringelpiez mit Anfassen, sondern mehre Dokumentationen.

Nordkorea

conan_mizuta / Pixabay

Nordkorea im Film

In der Februar-Ausgabe des arte-Magazins gab es einen langen Beitrag mit dem Titel „Flucht ins Ungewisse“. Ein Einblick in das Land, seine Probleme und die Unterdrückung und den Missbrauch von Frauen. Dann stolperte ich bei Netflix über den Film „Im Strahl der Sonne“. Ein Jahr lang durfte der Regisseur Vitaly Mansky die 8-jährige Zin-mi und ihre Eltern aus Pjöngjang mit der Kamera begleiten. Streng bewacht von Aufpassern, die sich immer wieder mit Regieänderungen einbrachten. Ähnlich hatte das bereits Christian Eisert in seinem Buch beschrieben.
Die Dokumentation gibt einen erschreckende Einblick ins Land. Immer wieder fragt man sich, warum es der Film überhaupt durch die Zensur geschafft hat. Vielleicht liegt es aber auch an unseren westlich geschulten Augen, dass wir hinter die Maske blicken.
Auf arte liefen dann Anfang Februar drei Dokumentation. Zum einen „Die Kim-Dynastie“. Hier lag der Fokus auf den Familien-Clan, der Nordkorea im eisernen Griff hat. Später gab es als dritten Film „Dollar Heroes“, ein Film über das größte Zwangsarbeitersystem, welches Nordkorea betreibt. Richtig Angst gemacht hat mir persönlich jedoch die zweite Dokumentation im Programm: „Das Spiel mit der Bombe“.

Little Rocket Man

Das der US-Präsident Donald Trump den nordkoreanischen Diktator Kim Jon-un als little rocket man bezeichnet, ist einer der Dummheiten aus dem Weißen Haus. Wenn man die Dokumentation auf arte gesehen hat, kann man auch nachvollziehen warum. Hinter dem nordkoreanischen Atomprogramm steckt eine jahrzehntelange Planung. Seit den 50er Jahren von einem Diktator an den anderen weitergegeben.
Der springenden Punkt ist jedoch nicht nur die Bedrohung durch Raketen aus Nordkorea, sondern durch den Verkauf von Wissen und Technik. Nordkorea ist willens und bereit, zu Beschaffung von Devisen auch an Terroristen zu verkaufen. Eine Folge der Sanktionen.
Ansehen werde ich mir auf jeden Fall noch „The Propaganda Game“, eine spanische Dokumentation, die vorurteilsfrei versucht sich dem Land und seinen Menschen zu nähern. Soweit das überhaupt möglich ist, denn Dank Gehirnwäsche (siehe Im Strahl der Sonne) wird es in Nordkorea kaum jemanden geben, der seinerseits keine Vorurteile hat.

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