Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das Kölner Klima ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend.  City-Trees, Moos auf Wänden, soll jetzt Abhilfe schaffen.

Kleine Schritte und große Würfe

Köln ist eine Stadt der kleinen Schritte und großen Baustellen. Man gibt sich gerne großstädtisch, obwohl man die Mentalität eines rheinischen Dorfes nie wirklich abgelegt hat. Obwohl man nachweislich ohne fremde Hilfe (siehe Kölner Dom) keine größeren Bauprojekte jemand zustande bekommen hat, versucht man sich immer wieder dran. Mit teilweise katastrophalen Folgen wie bei der U-Bahn. Andere Projekte, mit denen man durchaus glänzend könnte, verschiebt man lieber oder reduziert sie auf Lächerlichkeiten. So wurde jüngst in Nippes an einer Haltestelle lieber Spiegel installiert, statt sich um eine ordentliche Beleuchtung zu kümmern.
Ähnliche kleinkrämerisch geht man in Bezug auf das Klima in Köln vor. Wie schlecht die Luft zum Beispiel hier in Nippes ist, erlebe ich fast täglich. Was macht aber die Politik? Eher nichts. Wobei, stimmt nicht ganz, es wurde jetzt die Einführung einer Blauen Plakette beschlossen, um hinsichtlich eines Diesels-Verbotes noch mal mit einem blauen Auge davon zu kommen. Natürlich reicht das nicht, um die Luftqualität in den Griff zu bekommen. Und da kommt das Moos ins Spiel.

Moos

Nacymac / Pixabay

Moos gegen Feinstaub

Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet unlängst über ein Projekt für Nippes, über welches ich persönlich bereits in Essen gestolpert bin. Mit einem Budget von 25.000 Euro sollen vertikale Mooswände, so genannte City-Trees, aufgestellt werden — unter anderem in Nippes, was gestern in der Facebook-Gruppe zu intensiver Diskussion führte. Anlass für mich, mir das Ganze mal näher anzuschauen. Meine erste Begegnung hatte ich, wie erwähnt, mit den Dingern bereits in Essen. Da gaben sie ein trauriges Bild ab. Die Wand im Bahnhof selber musste künstlich beleuchtet werden und ist angeblich von Schimmelpilzen befallen worden. Insgesamt gab sie ein eher traurigen Anblick ab, genau wie das Exemplar vor dem Bahnhofsgebäude. Wie gut die City-Trees in essen angekommen sind, schrieb Ende letzten Jahres die WAZ.

Fälsche keine Statistik, mit der du nicht vertraut bist.

 

Wer sich etwas mit dem Moos beschäftigt, stößt auch schnell aus Zweifel an seiner Wirksamkeit. Die Angabe des Herstellers, dass so eine Wand Schadstoffe schlucken würde wie 275 Bäume, wird jedenfalls vom Landes-Umweltamt bezweifelt. Zudem wird behauptet, dieses spezielle Moos würde 70 Kilogramm Feinstaub im Jahr binden. Eine Wirksamkeitsstudie liegt nach wie vor nicht vor, es gibt keinerlei Tests, die unter realen Bedingungen durchgeführt wurden. Die Wirksamkeit echter Bäume dagegen braucht man längst nicht mehr beweisen.

Pflanzt mehr Bäume

Wenn man weiter recherchiert, erfährt man wie viel Moos man für 25.000 Euro bekommt. In Essen hat die Bahn so viel für zwei City-Trees bezahlt. Das wäre in Köln wohl nicht anders. Zum Vergleich: Für die gleiche Summe lassen sich 33 Bäume pflanzen.

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