Ohne ein gewisses politisches Gespür und Interesse wäre man als Gleichstellungsbeauftragte eine Fehlbesetzung gewesen. Ulrike Gröger wusste das. Für sie waren zumindest diese Anforderungen nie ein Problem gewesen. Eher die Anforderung, sich für Frau einzusetzen, die als einzige Qualifikation ihr Geschlecht vorweisen konnten. Von einer so genannten Quote hielt Gröger nichts. Nur wer wirklich gut war, sollte Unterstützung bekommen. Unausgesprochen verband Gröger mit Lonz der Umstand, dass sie beiden Ansichten vertraten, die nicht zum politisch korrekten Mainstream gehörten.
Anders als Lonz verstand es Gröger jedoch, ihre Meinung für sich zu behalten. Selbst in ihrer Position gab es genügend Möglichkeiten der indirekten Sabotage. Man musste jedoch klug genug sein, sich niemals in etwas zu verbeißen. Die Idee, den Überfall auf Lonz Neider in der Fakultät für Geschichtswissenschaften in die Schuhe zu schieben, hatte etwas verlockendes. Der Zeitungsartikel im Westfälischen Bote ging jedoch in eine andere Richtung. Gröger hielte es daher für besser, dem nicht zu widersprechen. Möglicherweise würde sich auch so eine Option auftun, die ihrer Karriere förderlich sein könnten.
Abseits der Uni verfügte Gröger über ein Netzwerk interessanter Menschen, die sich regelmäßig zu Bikes and Books trafen. Leidenschaftliche Leser und Fahrradfahrer aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft und mir ebenso unterschiedlichen Berufen. Dem Netzwerk gehörte sowohl der Journalist vom Westfälischen Boten an wie ein Notar, der vor einigen Jahren in einen Streit um ein Gartengrundstück involviert gewesen war.