Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Niemand ist perfekt und es wäre sicherlich zu viel verlangt von einem Verkäufer in einem Eisenwarenladen, zu wissen, was eine Kontermutter ist. Und wer was mit Reisen zu tun hat, muss Borkum nicht kennen.

Ostfriesische Inseln

Borkum ist laut Wikipedia die größte der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln. Erdkunde war in der Schule nicht mein Lieblingsfach und als Pimpf habe ich nur wenige Nordseeinseln zu Gesicht bekommen. An Norderney kann ich mich noch erinnern. Und an Ameland. Später, als Erwachsener war ich noch kurz auf Texel und mit meiner Frau dann auf Langeoog. Die autofreie Insel als ungeahntes Vorspiel zu unserem späteren Leben in Köln in einer autofreien Siedlung.
Um mich etwas kürzer zu fassen: Auch die Insel, die ich nicht selber besucht habe, könnte ich zumindest annähernd zuordnen. Das Rügen in Ostdeutschland liegt weiß ich, auch das Helgoland eine Hochseeinsel ist. Ein Wenig kenne ich auch die deutsch-britischen Auseinandersetzungen um die Insel. Sylt, die Promi-Insel, sagt mir auch was. Notfalls kann man sich das anhand des Namens auch ein Stück wie herleiten. Wie gesagt, in Erdkunde war ich keine Leuchte. Und im Beruf habe ich mit Reisen nichts zu tun.

Borkum liegt nicht in den Alpen

Tascalo / Pixabay

Borkum für Anfänger

Das meine Frau und ich überhaupt nach Borkum fahren, hängt unter anderem damit zusammen, dass die Sommerferien etwas bescheiden wäre. Weniger vom Wetter (das dürfte um diese Jahreszeit auch Borkum auch nicht besonders sein), sondern gesundheitlich. Meine Frau braucht definitiv mal richtigen Urlaub, ohne krank zu sein. Tatsächlich schleppt sie sich morgen angeschlagen auf die Fähre, es kann ja nur besser werden. Vor der Fähre steht aber die Bahnfahrt an. Das wäre dann Grund Nummer zwei für Borkum. Von Köln aus kann man bequem mit dem IC nach Emden fahren. Ganz ohne Auto in den Urlaub, mir gefällt so was aus Gründen ziemlich gut.
Uns beiden war klar, dass wir mit der selben Ausrüstung wie im Sommer nicht auskommen würden. Vor zwei Monaten haben wir uns bereits zwei kleiner Koffer bestellt, die zusammen mehr Volumen ergeben als unser Koffer, den wir mit an die Mosel genommen haben. So muss nicht nur einer (mit Betonung auf „er“) den Koffer schleppen, sondern jeder hat sein Päckchen zu tragen. Dazu kommen dann die gleichen Rucksäcke. Für eine Woche reicht das an Gepäck aus und der obligatorische Lenkdrachen kommt außen an meinen Rucksack, wo im Sommer die Wanderstöcke ihren Platz hatten.

Wetter und Kleidung

Das wir im Herbst nicht in T-Shirt und kurzer Hose auf der Nordseeinsel herumlaufen könnten, war uns auch ziemlich klar. Unser Arsenal ist für die Jahreszeit soweit vollständig, aber eine neue Ausrüstungshose kann nie schaden. Die wollten wir gestern bei Globetrotter kaufen. Ins Auge gefasst hatten wir Hosen von Frilufts, der Eigenmarke des Ausrüsters. Mit anderen Kleidungsstücken habe ich bereits extrem gute Erfahrungen gesammelt, auch die Regenjacken waren ein Glücksgriff. Sowohl vom Preis als auch von der Verarbeitung deutlich besser, als das von Jakob Wolfshaut.
Mit meiner Hose ging es recht schnell, ein Baumwolle-Mischgewebe. Das Modell trägt den schicken Namen „Bauska Pants“ Größe gut, Mitarbeiter in der Männerabteilung top, der gab noch ein paar Tipps und kannte sich mit den Vor- und Nachteilen aus. Es ist keine echte Regenhose, aber wenn es so doll regnet, müssen wir auch nicht unterwegs sein. Bei meiner Frau war es dann etwas anstrengender. Die Größen waren in der Frauenabteilung merkwürdig sortiert, so dass sie nachfragen musste. Ausgerechnet bei einer Mitarbeiterin, die uns schon beim letzten Besuch in der Filiale unangenehm aufgefallen war. Meine Frau wollte lediglich wissen, wo sie ihre Größe findet. Wir brauchten keine Beratung, was denn für unseren Urlaub richtig sei.

Eine Insel in den Bergen

Was wir dann erlebten, machte uns sprachlos. Statt einfach nur die Frage zu beantworten, wurde meine Frau gefragt, wo es denn hingehen sollte. Offensichtlich sollte hier noch ein Beratungsgespräch aufgehängt werden. „Nach Borkum“, war die Antwort meiner Frau. Was denn dort für ein Wetter sei, ob es in den Bergen liegen würde und eventuell mit Schnee zu rechnen sei. Hallo? Meine Frau sagte dann, dass s sich beim Borkum um eine Insel Handel würde. Sehr pampig kam dann zurück „Ja das weiß ich noch nicht!“. Sorry, aber wenn man so was nicht weiß und in so einem Laden arbeitet, dann ist man meiner Meinung dort fehl am Platz. Ich erwarte wirklich nicht, dass man jede exotische Insel und jeden Urlaubsort auf der Welt kennt. Sich aber ein wenig im eigenen Land auszukennen, darf ich als Kunde beim Verkaufspersonal doch voraussetzen.

Eine Antwort

  1. Falsches Allgemeinwissen verbreiten ist auch nicht so toll…
    Geographisch war Helgoland noch nie eine Hochseeinsel, rechtlich ist sie seit 1995 auch keine mehr! Helgoland liegt geographisch auf dem Schelf – dem deutschen Festlandsockel – und kann daher keine Hochseeinsel sein.
    1995 wurde die 3-Meilen-Zone auf die heute gültige 12-Meilen-Zone erweitert. Daher überschneidet sich die 12-Meilen-Zone des deutschen Festlandes mit direkt vorgelagerten Inseln und die 12-Meilen-Zone von Helgoland – somit befindet sich kein internationales Gewässer zwischen Helgoland und dem deutschen Festland, Daher ist Helgoland auch rechtlich keine Hochseeinsel.
    Warum Helgoland den den Status des Zollauslandes und der Steuerfreiheit behalten hat, ist mir allerdings nicht klar…

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