Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Eine Serie über kolumbianische Drogenkartelle klingt erstmal spannend. Vor der dritten Staffel von Narocs stellt sich jedoch eine nicht unwichtige Frage.

Alles in Serie

Staffel eins und auch Staffel zwei von Narcos hielt ich für ziemlich gelungen. Entlang des tatsächlichen Lebens von Pablo Escobar wurde aufstieg und Fall des Medellín-Kartells erzählt. Gespielt wurde Escobar von Wagner Moura, der der Figur eine unverwechselbare Identität gab. Die zweite Staffel endete mit dem Tod von Escobar. Für mich war damit die Serie insgesamt abgeschlossen. Das es von Marcos noch eine dritte Staffel geben würde, hielt ich letztes Jahr im Herbst für ausgeschlossen. Allerdings verfolgte ich auch nicht die Pläne von Netflix diesbezüglich im Internet.
Als dann die eine dritte Staffel von Marcos tatsächlich angekündigt wurde, war ich extrem skeptisch. Es war einfach nicht vorstellbar, dass diese Serie in gleicher Qualität weitergehen würde. Zumal ja auch die Geschichte über Pablo Escobar definitiv zu Ende erzählt worden war. Anders in anderen Serien, die sich nicht an die Realität anlehnen, gab es keine Hintertür, über die Escobar plötzlich wieder auftauchen konnte.

Narcos Staffel 3

cperezor / Pixabay

Narcos ist die Mehrzahl

Die Bezeichnung Narco stammt aus dem Spanischen und bedeutet „Dealer“. Entsprechend ist Narcos die Mehrzahl — anders als im Deutschen, wo die Singularform und Pluralform identisch ist. Vielleicht liegt hierin bereits das Geheimnis. Obwohl ich allerdings bezweifle, dass Netflix von Anfang an den enormen Erfolg der ersten Staffel von Marcos glaubt hat. Glaubt man Wikipedia, dann wurde zuerst lediglich die erste Stafel gedreht. Dann, nach der Erstveröffentlichung und den großen Erfolg beim Publikum zeitnah die zweite Staffel bestellt.
Auch die kam ziemlich gut an, so dass dann — was mich selber überrascht — eine dritte und sogar vierte Staffel bestellt wurde. Die dritte Staffel ist seit dem 1. September verfügbar. Meine Frau ich habe sie in den vergangenen Tagen verschlungen. Die letzten drei Folgen gestern Abend an einem Stück, denn verfällt hier schnell in einen wirklichen Serienrausch. Meine Anfänglich Skepsis verflog bereits nach der ersten Folge der dritten Staffel. Auch diesmal ist Narcos wieder gut gelungen, auch wenn bekannte Gesichter aus den ersten beiden Staffel fehlen. Erhalten geblieben ist der DEA-Agent Javier Peña, aus dessen Sicht die Handlung hauptsächlich erzählt wird. Er versucht den Drogendealern des Cali-Kartells das Handwerk zu legen.

Das Cali-Kartell

Der Aufstieg des Cali-Kartells begann bereits in der zweiten Staffel von Narcos, vor dem Untergang von Pablo Escobar. Insofern sind die Gesichter des Kartells in der dritten Staffel bereits bekannt. Es wird routiniert erzählt, was erstmal weder negativ noch herausragend positiv ist. Man kann die Serie wirklich gut schauen und verfolgt gerne die Entwicklung der Handlung. Anders als Medellín-Kartell geht die Führungsregie des Cali-Kartell geschickter vor. Sieht zeigt sich weniger nach außen und übt im Hintergrund ihre Macht aus. Man glaubt an eine Geschlossenheit zwischen den vier Anführern, die es aber so nicht gibt.
Achtung, es kommen ein paar Spoiler!
Der Plan zur Kapitulation ist nur der von Gilberto Rodríguez Orejuela — ein Versuch, sich in den Ruhestand zu begeben und das unrühmliche Ende von Pablo Escobar zu vermeiden. Mit der Verhaftung von Gilberto tritt die Bruchlinie in Allianz zu Tage. Während Peña gegen die Bürokratie, Korruption und das Kartell kämpft, versucht jeder im Kartell, seine eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Der Dreh und Angelpunkt an der gesamte dritten Staffel von Narcos ist jedoch der spätere Sicherheitschef Jorge Salcedo (nach dem „Abgang“ seines Vorgesetzten und Vorgängers). Er ist eine Figur in der Grauzone. Weder eindeutig böse noch gut (denn er arbeitet schließlich für das Kartell) wird er zu Sympathieträger. Als Gegenspieler entwickelt sich David Rodriguez, der Sohn von Miguel Rodriguez. Die Spannung der dritten Staffel entsteht durch das Katz und Mausspiel zwischen Jorge und David. Jorge ist zwischenzeitlich dazu übergegangen, das Kartell und vor allem Miguel Rodriguez an die Dealer zu verraten. Miguel übernahm nach der Verhaftung seines Bruders das Ruder und pfeift auf die Kapitulation.

Fazit

Für den Zuschauer wird das Schicksal von Jorge im verlauf der dritten Staffel von Marcos immer wichtiger, bis zum dem Punkt, wo der Rest der Handlung mehr oder weniger zur Nebensache wird. Meiner Meinung nach ist das ein gelungener Kniff der Drehbuchautoren, denn ohne die Figur des Jorge Salcedo wäre der dritten Staffel möglicherweise auf halber Strecke die Puste ausgegangen. So aber bleibt es bis zum Schluss spannend, obwohl man das genau wie bei Pablo Escobar weiß, wie es mit dem Cali-Kartell in der Realität ausging. Es stellt sich allerdings die Frage, wie die vierte Staffel dann aufgebaut sein wird.

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