Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Den Geruch von frischen Brötchen am Morgen liebe ich seit meiner Kinderzeit. Das Brot stinkt, auf so einen Gedanken würde ich nie kommen. Andere Mitmenschen jedoch schon.

Gutes Frühstück

Zu einem guten Frühstück gehört für mich die Tageszeitung, je nach Uhrzeit frischer Kaffee oder eine Schale Tee und natürlich auch etwas zu essen. Frischen Brötchen kann ich mich dabei nie entziehen. Irgendwo müssen diese freilich herkommen. In der Regel gibt es andere Menschen, die sehr früh aufstehen und ihrem Handwerk nachgehen und tolle Sachen aus Teig zaubern. Wer schon mal selber Brötchen oder Brot gebacken hat, weiss das besonders zu schätzen. Bei allen Stufen der Zubereitung bin ich nie auf die Idee gekommen, dass Brot stinkt. Im Gegenteil. ich lieb den Geruch frischer Hefe, den von Mehl. Beim aufgehen entwickelt der Teig auch einen besonderen Duft. Die Aromen dann im Backofen, einfach himmlisch.
Wahrscheinlich werden viele Leserinnen und Leser gerade die ganze Zeit mit dem Kopf genickt haben. Brot und Brötchen sind etwas wundervolles — abgesehen vielleicht für eine Minderheit, die auf Gluten allergisch reagiert. Erstaunlicherweise gibt es eine Menge eingebildeter Gluten-Allergiker, das wäre aber ein völliges anderes Thema.

Brot stinkt nicht

Couleur / Pixabay

Brot stinkt nicht

Für mich steht fest: Brot stinkt nicht, es duftet. Besonders, wenn es gerade gebacken wird. Auf die Idee, eine Bäckerei zu verklagen, käme ich nicht. Besonders dann nicht, wenn es sich um eine Traditionsbäckerei handelt, die sich seit 1927 im Ort befindet. In Rottach-Egern gibt es aber frisch Zugezogene, die genau das gemacht haben. Sie verklagten die Bäckerei, weil ihrer Meinung nach das Brot stinkt. Mit anderen Worten, sie haben einen Rechtsstreit vom Zaun gebrochen, weil sie sich mit der Geruchsbelästigung durch die Bäckerei, in dessen Nähe sie gezogen sind, nicht abfinden wollen.
So ein verhalten ist kein Einzelfall. Bereits bekannt sind Familie, die aufs Land gezogen sind und die Bauern wegen der „Landluft“ verklagten. Oder hier in Köln, wo Bewohner der Kranhäuser Schiffer mit Tomaten beworfen haben, weil sie sich durch die anlegenden Schiffe und ihre Abgase gestört fühlen. Überall das gleiche. Man zieht irgendwo hin mit dem unbedingten Willen, sich nicht anzupassen, sondern die Umgebung nach seinen Vorstellungen zu verändern.

Wenig Verständnis

Ganz ehrlich, dafür habe ich wenig Verständnis. Brot stinkt nicht, wie bereist geschrieben. Aber darum geht es in erster Linie nicht. Sondern darum, wie man sich als Zugezogener zu verhalten hat. Wen die Kühe auf den Wiesen stören, weil sie zu laut sind. Wem die Kirchenglocke im Dorf nicht passt oder der angesichts einer Bäckerei von einer Geruchsbelästigung spricht, gehört nicht in die Gegend. Er sollte dahin zurück ziehen, wo er herkommt — wenn man ihn denn dort noch haben will, denn Querulanten machen sich überall unbeliebt. Gerade beim Thema Brot verstehe ich besonders wenig Spaß. Eine Bäckerei ist für mich Symbol des Lebens. Sie sind wichtig für die Grundversorgung. Ohne Bäckerei im Ort stirbt dieser wieder ein Stück mehr.
Im Urlaub an der Mosel bekam ich mit, dass in Kobern-Gondorf die letzte Bäckerei zum Jahresende schließen wird. So was ist dramatisch. Man sollte daher wirklich froh sein über jeden Bäcker, der noch durchhält. Dem Ehepaar, denen Brot stinkt kann man nur eins wünschen: das sie im Dorf keine Freunde finden werden.

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