In Bezug auf Sprachen bin ich kein Naturtalent. Spätesten in der fünften Klasse wurde mir das deutlich, als ich mit Englisch meiner ersten Fremdsprache lernen sollte.
Bitte langsam sprechen
Sofern ich nicht in der Schweizer-Modus verfalle und einzelne Worte nuschel, kann man mich, so glaube ich, ganz gut verstehen — wenn ich Deutsch spreche. Akzent habe ich als Niederrheiner nicht, mein Deutsch entspricht eigentlich einem Hochdeutsch. Abgesehen von ein paar sprachlichen Besonderheiten, die sich in Bezeichnungen für bestimmte Dinge zeigen. Mit Englisch arrangierte ich dann im Laufe meiner Schulkarriere. Anders sah es mit Französisch und Spanisch aus. Ein Jahr Französisch in der Unterstufe blieb auch das Einzige. Spanisch wollte in der Oberstufe wollte ich nie lernen (was ich aus heutiger Sicht ziemlich bereue). Mit meinem Lehrer traf ich daher ein Arrangement. Ich störte seinen Unterricht nicht und bekam dafür den einen Punkt, den ich als Nachweis brauchte.
An der Uni hatte ich dann im Rahmen meines Studiums unter anderem „Englisch in der Grundschule“. Es ging darum, schon möglichst früh eine Fremdsprache bei Kindern zu fördern. Mir ist klar geworden, wie unsinnig das ist, wenn der Sprechende kein Nativ Speaker ist. Es wirkt nämlich eher verkrampft und führt unter Umständen dazu, dass sich eine falsche Aussprache einschleift. Wie dem auch sei, mit Englisch schloss ich im weiteren Verlauf meines Lebens Frieden. Auch beruflich bedingt lese ich sehr viele englische Texte. Mein passiver Wortschatz dürfte daher hoch sein — für meinen aktiven Wortschatz trifft das allerdings weniger zu. Über meine Aussprache reden mal lieber nicht.
Wie der Schnabel gewachsen ist
Ein zweiwöchiges Sprachcamp in England brachte mir eine fette Nierenentzündung, sprachlich jedoch keine Weiterentwicklung. Trotzdem bemühe ich mich. Englisch ist Weltsprache, ein Mittel der Verständigung. Besonders merkt man das, wenn sich Menschen aus unterschiedlichen Ländern unterhalten. Menschen, für die Englisch keine Muttersprache ist aber die einzige Basis ihrer Kommunikation. Als passabel würde ich meine Fähigkeit der Verständigung beschreiben. Einfach drauf los reden, egal ob ich dabei Fehler mache. An der Mosel konnte ich so einem jungen Paar aus Italien weiterhelfen.
Auf der letzten Spielmesse in Essen griff ich auch immer dann zurück, wenn ich nicht sicher war, ob mein Gegenüber aus Deutschland kommt. Schließlich ist es eine internationale Spielemesse. Am Spieltisch klappte das ziemlich gut, allerdings gab es zwei Mal auch recht skurrile Situationen. An einem chinesischen Stand und einem aus England unterhielt ich mit dem Standpersonal in Englisch, bis uns jeweils auffiel, dass wir beide Deutsche waren. Lachend wechselten wir dann entsprechend in unsere Muttersprache.
Englisch ist harmlos
Durch das Bisherige wird hoffentlich deutlich, dass ich keine Berührungsangst habe. Kommen wir aber zu dem Kern. Der CDU-Politiker Jens Spahn hat sich kürzlich über „elitäre Hipster“ mokiert, die in Berliner Cafés Englisch miteinander sprechend würden, obwohl sie Deutsche sind. Er holte weit aus uns schrieb über Speisekarte, die es lediglich auf Englisch gäbe und phantasierte von einer sich bildenden Parallelgesellschaft. Wohlgemerkt, es ging ihm nicht darum, dass man ausländische Touristen in Englisch bedient. Sondern um Deutsche, die es hip finden, untereinander Englisch zu reden.
Nicht wenige sind daraufhin über Spahn hergefallen — auch viele Genossen. Ich für meinen Teil muss ihm jedoch zustimmen. Egal in welcher Partei er ist, im Grunde hat er doch recht. Wie skurril ist es denn, wenn man sich als Deutscher mit einem anderen Deutschen auf Englisch unterhält? Wenn das im Schulunterricht passiert, ok. Aber so, in der Öffentlichkeit? Ich sehe darin wirklich keinen Sinn. Insbesondere dann, wenn es mit einem fetten deutschen Akzent passiert. Genau wie er sehe ich darin die Absicht, sich abzugrenzen. So wie das frühe die Adeligen taten, die zum Teil nicht mal die Sprache des gemeinen Volkes, über welches sie herrschten, sprechen konnten. Englisch zu sprechen um kosmopolitisch zu wirken ist albern. Und nicht nur das, es ist zu tiefsten provinziell.
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