Wein aus Köln aus Köln, also Wein, der tatsächlich in Köln angebaut und produziert wurde, klingt gruselig, hat aber tatsächlich historische Wurzeln.
Historische Wurzeln
Um einen guten Wein produzieren zu können, der nicht an saures Spülwasser oder zuckriges Frostschutzmittel erinnere, ist einiges notwendig. Eine gute Lage ist dabei schon mal ein guter Start. Genau diese gute Lage fehlt meiner Meinung nach in Köln. Allerdings gibt es durchaus ernstzunehmenden Hinweise, dass der Weinbau in der Domstadt historische Wurzeln hat.
Laut Wikipedia gibt es zahlreiche Belege dafür, dass etwa im 16. Jahrhundert in Köln Weinanbau ernsthaft betrieben wurde. Davor sogar rentabel, was der mittelalterlichen Warmzeit zu verdanken sei- Man müsste freilich prüfen, ob der Artikel zum Wein aus Köln wirklich einer echten wissenschaftlichen Prüfung stand halten würde. Wie dem auch sei, die Diskussion dreht sich eher darum, dass der Weinanbau in Köln nicht auf das Mittelalter beschränken lässt, sondern auch noch bis 1700 Wein in Köln angebaut wurde.
Schmeckt Wein aus Köln?
Was aus den historischen Quellen nicht hervorgeht ist, wie Wein aus Köln denn tatsächlich geschmeckt hat. Ich bin da ja eher skeptisch. Eine Reihe von Faktoren ergeben erst einen guten Wein. Das Terroir spielt eine Rolle, die Rebsorte und ob es sich dabei um autochthone Reben handelt. Wahrlich, ich bin weder Winzer noch Experte. Wein aus Köln ist sicher vorstellbar. Mittlerweile lässt sich dank moderner Technologie aus allem etwas machen. Das Ergebnis ist dann zwar durchaus trinkbar, aber ohne besondere Merkmale. Ein passabler Wein zum kochen und zum trinken beim kochen. Problematisch hier dürfte jedoch der Zusammenhang zwischen investierter Arbeit, Ertrag und Preis sein. Das es einen Spitzenwein aus Köln geben kann, schließe ich einfach mal aus. Einen trinkbaren, ja. Lagerfähig wohler er begrenzt. Man würde also, so sehe ich das, für einen ziemlich durchschnittlichen Wein mehr bezahlen als für einen ordentlichen Wein von zum Beispiel der Mosel.
Suche nach dem Warum
An dieser Stelle frage ich mich dann ernsthaft, warum man so was tun sollte. Wein aus Köln nur deshalb, weil es irgendwie geht? Weil das eine besondere Form von Lokalpatriotismus ist? Vielleicht sollte man sich erstmal in Köln darauf konzentrieren, ein einigermaßen passables Bier zu produzieren statt sich an so was wie Wein zu versuchen. Für einige Kölner ist das Ganze wohl hauptsächlich ein Prestigeprojekt. Liest man vom ehemaligen Regierungspräsidium Franz-Josef Antwerpes, deutet das in genau diese Richtung — im Übrigen ein Artikel im KSTA, der deutlich mehr Fehler aufweist als so mancher Artikel von mir.
Die Kölner Prominenz zahlt demnach bis zu 250 Euro für ein Produkt, das andere als „sauren Hund“ beschrieben haben. Man muss es wirklich nicht verstehen.
Stadtwinzer in Köln
Das es in Köln tatsächlich einen Stadtwinzer gibt, nun ja. Man kann über Thomas Eichert auf jeden Fall schmunzeln. Oder ihn für sein Engagement loben. Reben, die an Hauswänden gepflanzt werden tragen sicher zur Verschönerung der Stadtlandschaft bei. Ob ich die Trauben von solchen Reben, die mit Sicherheit auch durch zahlreiche Hunde gedüngt werden und vom fließenden Verkehr in romantische Abgaswolken gehüllt wurden probieren möchte, ist dann etwas ganz anderes.
Reben in Köln — für mich eher Zierpflanzen. Früher, zu Hause in Wesel, hatten meine Eltern auch einen ziemlich beachtlichen Rebstock. Die Trauben davon haben wir aber weder gegessen noch sonst was damit gemacht. Aus Gründen.
Vielleicht ist „urban wine making“ wirklich ein Trend. Aber nicht jedem Trend sollte man hinterher laufen. Für mich bleibt Wein aus Köln Wein, den ich in Köln gekauft habe. Mit Sicherheit stammt er dann aus ganz anderen Regionen.
Die Südstadt als Weinhang
Die Kölner Südstadt ist wahrlich schon genug gebeutelt worden. Siehe etwa den Einsturz des Historischen Stadtarchivs. Dort 80 Weinstöcke zu pflanzen kann man machen. Aber Südstadt ist nicht gleich Südhang irgendwo in einem echten Anbaugebiet. Aus den Trauben ein Wein zu produzieren, „der in der Toscana die Winzer blass werden lässt“ bleibt eher Wunschvorstellung. Oder man muss es wörtlich nehmen. Blass wird man nämlich auch, wenn einem ziemlich schlecht wird. Beim Genuss von Wein aus Köln durchaus im Bereich des Möglichen.