Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Vor fünf Jahren fiel der Wahltag in Nordrhein-Westfalen bei der vorgezogenen Wahl auf den 13. Mai. Dieses Jahr wird ebenfalls wieder am Muttertag gewählt. Möglicherweise ist das vielleicht nur Zufall. Andererseits ein Hinweis, dass an diesem Tag eigentlich nur eine Frau erneut Ministerpräsidentin werden kann.

Erfundene Zusammenhänge

Natürlich gibt es keinen Zusammenhang zwischen Muttertag und dem Wahlergebnis. Das die SPD im Wahlkampf gerne Blumen verteilt, hat auch andere Gründe. Es wäre völlig aus der Luft gegriffen, darin eine Parallele zu sehen. Einmal im Jahr denkt man an seine Mutter und schenkt ihr Blumen, alle fünf Jahre denkt man dran, dass es Wähler zu überzeugen gibt. Schließlich ist die Blume nur ein Symbol, genau so wie die symbolische Stimmabgabe.
Man gibt nicht wirklich seine Stimme ab, denn ansonsten könnte man sich den Rest der Legislaturperiode nicht zu Wort melden. Müsste also alles ertragen, was an politischen Entscheidungen getroffen wird. Politische Teilhabe auf den Wahltag zu reduzieren, wäre eine sehr verkürzte Wahrnehmung. Tatsächlich steht es jedem offen, sich über den Wahltag hinaus einzubringen. Zumindest in der Theorie.

Wahltag in NRW

Wahltag in NRW

Wahltag und Wirklichkeit

Wie immer sieht die Wirklichkeit anders aus. Anders als die Ideale, anders aber auch als Annahmen, die versuchen die Realität möglichst einfach zu fassen. Annahmen beispielsweise, dass bestimmte Bildungsschichten am Wahltag der Wahlurne fernbleiben. Annahmen über Wahlbeteiligung an sich oder aber, wer mit wem zur Wahl geht. Als Wahlhelfer ist man zu Verschwiegenheit verpflichtet. Aus gutem Grund.

Abenteuer Wahlhelfer

Für mich geht es erneut darum, mich als Wahlhelfer in einen wichtigen demokratischen Prozess einzubringen. Mitzuwirken bei der Stimmenauszählung, neutral sein, beobachten. Genre hätte ich an diesem Sonntag ausgeschlafen oder den Tag möglicherweise auch anders genutzt als er verlaufen wird. Das Wetter lockt, mit der Gesundheit steht es endlich wieder besser. Wandern am Wahltag, wäre nicht das erste Mal das meine Frau und ich das machen würden. Wir beide sind zwar keine klassischen Briefwähler, aber zumindest Wahlwiederholungstäter. Persönlich bevorzuge ich die Briefwahl gerade dann, wenn ich mich als Wahlhelfer gemeldet habe. Zu viel Aufregung an einem Tag ist nicht gut und mir reicht es schon, wenn meine Gedanken bei der Stimmauszählung sind.

Demokratie als Ermessenssache

Jeder der heute mithilft, mag eine andere Motivation haben. Andere Ideale, die ihn leiten. Oder aber lediglich an Interesse an den 40 Euro Erfrischungsgeld. Gemeinsam ist allen das Interesse, einen störungsfreien Wahltag hinter sich zu bringen. In kritischen Fällen im Rahmen des Ermessensspielraums eine kluge Entscheidung zu treffen. Die ist bereits dann fällig, wenn es drum geht, ob und bis zu welchem Alter ein Kind mit in die Wahlkabine genommen werden darf.
Am Ende des Wahltags, während im Fernsehen die ersten Hochrechnungen laufen, erwartet die Wahlhelfer dann die eigentliche Aufgabe. Das Auszählen der Stimmen. Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit. In dieser Hinsicht hoffe ich auch, dass wir uns heute Abend alle einig sind. Wenn nicht, kommt es auf meine Stimme an, denn als Wahlvorsteher gibt die den Ausschlag. Eigentlich wollte ich nur Beisitzer sein, habe mich aber am Freitag telefonisch von einem Mitarbeiter der Stadt noch überreden lassen, den Vorsitz zu übernehmen.

Fiktive Parteien

Fiktive Parteien

Partei und Fiktion

Das man als Wahlvorsteher weniger Arbeit hat als die Beisitzer, sehe ich etwas anders. Aber sei es drum. Die meiste Arbeit hat ehedem immer der Schriftführer, weswegen ich den Job nicht noch mal übernehmen möchte. Da lockt auch nicht das höherer Erfrischungsgeld — was für mich kein Grund für das Ehrenamt ist. Mir macht die Tätigkeit Spaß und es erfüllt mich in gewisser Weise auch mit etwas Stolz, meinen Teil zu einem reibungslosen Ablauf beitragen zu dürfen.
Ausgestattet mit dem Leitfaden der Stadt Köln für die Wahlvorstände sollte auch nichts schief gehen. Im Übrigen halte ich diesen Leitfaden für ein gelungenes Beispiel, wie man komplexe Prozesse anschaulich und allgemeinverständlich erklären kann. Zumindest mir fällt nichts ein, was man hier besser machen könnte. Klar strukturiert, gut erklärt und mit enorm viel Hilfestellung führt man die Wahlhelferinnern und Wahlhelfer durch den Wahltag. Zudem kommt noch eine gewisse Portion Humor. Auf den Musterstimmzettel gibt es etwas Partei wie DSL, Deutsche Schwarzdomliste. Oder MANGO: Die Obstpartei.

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