Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Stück für Stück fresse ich mich durch meinen Bücherstapel. Etwa alle zwei Wochen wird er wieder etwas kleiner. Aktuell ist es zur Abwechslung kein Roman, sondern „Kampf um Vorherrschaft: Eine deutsche Geschichte Europas 1453 bis heute“ von Brendan Simms.

Geschichte hat mich schon immer fasziniert, auch wenn ich das nie zum Anlass für weitere Ambitionen in diese Richtung genommen habe. Wie dem auch sei, zu dem Buch selber gibt es auch eine kleine Geschichte. Eigentlich sogar zwei.

Unterschriftenaktion der Mitarbeiter

Das es „gelegentlich“ zu Verspätungen bei der Bahn kommt, dürfte hinlänglich bekannt sein. Sofern die Verspätung auf dem Hinweg erfolgen, wenn ich noch in Köln am Bahnhof bin, nutze ich die Gelegenheit, um in der Buchhandlung Ludwig zu stöbern. Das Angebot ist gut, auch gut sortiert und ich schätze den Bereich Literatur. Eher seltener verschlägt es mich in die erste Etage. Dort befinden sich unter anderem Reiseführer so wie Büchern zu Politik- und Zeitgeschichte. Im im letzten Jahr, einige Wochen vor Weihnachten, stieß ich auf oben erwähntes Buch auf einem Bücherstapel. Die Beschreibung hörte sich gut an, die ersten Seiten lasen sich auch flüssig. Damit landete es dann auf meine Wunschliste. Nicht die für Weihnachten, sondern für den Geburtstag. Da meine bessere Hälfte sich nicht entscheiden wollte, bekam ich dann alle der sich darauf befindlichen Titel. Macht sich gut unter Baum, will dann aber auch alles gelesen werden.

Gestern gab morgen gab es wieder eine Zugverspätung. Erneut führte mich mein Weg in die erste Etage. Dort hing etwas an der Wand, was mich schlucken ließ. Die Buchhandlung Ludwig soll 2019 verschwindet. Seitens der Bahn, Eigentümer des Gebäudes und damit auch der Ladenfläche, wurde eine fristgerechte Kündigung ausgesprochen. Der Platz würde für die Bundespolizei benötigt. Ein Sicherheitskonzept des Bundesinnenministeriums mache es bei der Bundespolizei erforderlich, aus den bisher angeblich zu beengten Räumen umzuziehen. Warum dafür ausgerechnet die Buchhandlung weichen muss oder ob der Bahn nicht sogar eine andere Verwendung vorschwebt, bleibt unklar.

Fakt ist, dass die Firma Dr. Ecker, zu der die Buchhandlung gehört, noch weitere Verkaufsfläche im Bahnhof angemietet hat. Zwei weitere Geschäfte für Zeitschriften und Zeitungen im Bahnhof gehören ebenfalls dem Unternehmen.

Das ausgerechnet eine renommierte Buchhandlung aus ihre Ladenfläche vertrieben werden soll, zumal in einer Stadt wie Köln, die sich Literatur gerne auf die Fahnen schreibt — verstehe das wer will. Eine lange Gesichte der Buchhandlung Ludwig würde zu Ende gehen. Geeignet Ersatzräume im Bahnhof sehe ich für meinen Teil nirgends. Einzig die Fläche der Parfümerie Douglas wäre vergleichbar, aber dazu müsste dann Douglas weichen. Fragt sich nur, warum die Bundespolizei nicht die Fläche von Douglas übernehmen könnte. Wen ich eine Entscheidung treffen müsste zwischen Parfüm und Buch, wäre es recht einfach. Und wenn es um Sicherheit und Gesundheit geht, könnte die Bundespolizei auch den Standort des Fastfoodrestaurants übernehmen.

Verschwindet die Buchhandlung aus dem Bahnhof, sinkt zumindest für mich die Aufenthaltsqualität.

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