Meine erster Ring stammte aus einem Kaugummiautomat und war kein Glückstreffer. Eher ein statistisches Ergebnis. Früher konnte man für 10 Pfennig (damals gab es die Währung noch) am Automaten Kaugummikugeln ziehen, für 50 Pfennig gab es dann daneben einen Automaten mit Dingen wie aus einem Ü-Ei. Der Automat war natürlich interessanter, obwohl wir Kinder damals eher selten 50 Pfennig verdrehen wollten.
Einer dieser Automaten in Lackhausen hatte einen Defekt, so dass man drehen konnten oben Geld einzuwerfen. Zusammen mit einem Freund füllte ich einen ganzen Spielzeugkoffer voller Plastikkugeln. Es wurde fair aufgeteilt und in einer meiner war dann dieser Ring. Spätere Ringe stammten dann von Getränkedosen (obwohl man die eigentlich eher zum herumschießen verwenden konnte).
Einen Ring mich zu binden gab es dann deutlich später, davor lag noch meine Jugend, in der ich „Der Herr der Ringe las“. Im Freundeskreis führte das dann zum Mittelerde-Rollenspiel – mit einem unrühmlich Abgang samt Verbrennung der Charakterbögen, weil wir auf das System Midgard wechselten. Als ich bereits bei einem Tochterunternehmen eines Kohlekonzerns arbeitete, kam schließlich der erste Teil des Buches, „Die Gefährten“ ins Kino.
Ein paar Monate später begann bei meiner Frau und mir die Warhammer-Phase. Figuren kaufen, kleben, anmalen und Armeen aufstellen. So erschien es uns logisch, uns dem zweiten Teil der Ring-Triologie das Herr der Ringe Tabletopspiel zu kaufen. Es lag bei uns unterm Weihnachtsbaum und wurde genau einmal gespielt. Richtiges Spielgefühl kam nicht auf, zudem müsste man für die großen Schlachten Unsummen an Geld investieren – ganz zu schweigen von der vielen Zeit, um seine Figuren zu bemalen. Beeindruckt hat uns jedoch der Hohe Detailgrad der Miniaturen, für die tatsächlich die Schauspieler aus den Filmen Modell standen.
Ein Jahr nach Abschluss der Filmtriologie in den Kinos sagen wir zum ersten Mal auf der Spielemesse in Essen das Brettspiel „Der Ringkrieg“ von Phalanx Games. Wir waren gleichermaßen angezogen und abgestoßen. Angezogen von der Thematik, abgestoßen aber von unserer Erfahrung mit Umsetzung zu Herr der Ringe.
Die vergangenen Jahre schlichen wir immer wieder um das Spiel herum, welches 2012 sogar in einer verbesserten Neuauflage erschien. Erst kurz vor dem 115. Geburtstag kauften wir es dann endlich. Es lag unterm Weihnachtsbaum und wurde erst am 2. Januar von uns ausgepackt. Fast schon ein Zufall, auch das wir uns die Verfilmung noch mal Ansagen, ohne von Tolkiens Geburtstag zu wissen.
Für mich war das Auspacken mit einem Schock verbunden. Der zweiteilige Spielplan ist ziemlich wellig und liegt alles andere als Plan auf dem Tisch. Die Figuren haben verbogene Ausrüstung und zum Teil unebene Sockel, so dass die Figur schief steht. Ganz ehrlich: für 70 Euro kann man meiner Meinung nach mehr erwarten. In meiner Ansammlung befinden sich Spieler aus den 60er Jahren, die einen deutlich höheren Verarbeitungsstandard aufweisen. Bei Brettspielen von Ravensburger ist mir so was auch noch nie untergekommen. Spielplänen von „Hase und Igel“, „Scotland Yard“ und „Risiko“ (von Parker) machen noch immer eine bessere Figur und sind trotz intensiver Verwendung in einem besseren Zustand als der Spielpan vom Ringkrieg direkt nach dem Auspacken.
So gesehen ist „Der Ringkrieg“ keine Qualitätsprodukt, was meiner Meinung nach auch den Spielspaß etwas trübt. Wie aber sieht es ansonsten mit ihm aus? Nun, um das zu beurteilen ist es wohl noch zu früh. Als Anführer der freien Völker habe ich zwei von zwei gespielten Partien verloren, auch wenn mich jeweils knapp drei Stunden wacker hielt. Mit jeder der beiden Partien wurde das Regelverständis besser, denn in der 40-seitigen Anleitung verbergen sich viele Details. Erst gegen Ende der zweiten Partei wurde mir so richtig bewusst, was „passen“ eigentlich bedeutet – und das es anders funktioniert als in den meisten anderen Spielen. Mal sehen, ob mir das in der bevorstehenden dritten Partie hilft.
Genügend Spieltiefe ist auf jeden Fall vorhanden, ganz anders im Übrigen im Vergleich zu Risiko.