Mit der Yellowpress habe ich es genau so wenig wie mit dem, worüber sie vorwiegend berichtet: Adelshäuser, Königspaare und all solch Gedöns. Genauer gesagt, so etwas wie der Monarchie stehe ich mehr als nur skeptisch gegenüber. Auch wenn es sich dabei um eine konstitutionelle Monarchie handelt wie Großbritannien. Für mich sich alle Menschen gleich, von Geburt an. So was wie „Adel“ widerspricht dem im Grundsatz.
Eine nicht unwahrscheinlich irische Abstammung bei mir wäre noch ein weiterer Grund, dem britischen Königshaus kritisch gegenüber zu stehen. Mit der derzeitigen englischen Königin, Elisabeth II. konnte ich bisher entsprechend wenig anfangen. Dennoch geht von ihr eine nicht zu leugnende Faszination aus — und auch von der Geschichte der englischen Königinnen und Könige. Über die weiß ich erstaunlich mehr als über deutsche Regenten. Was vermutlich auch dran liegt, dass Shakespeare über die keine Dramen geschrieben hat.
Wie dem auch sei, Hillary Mantels „Wolf Hall“ fand ich als Buch passabel, die Verfilmung großartig. Die behandelte Zeit und der englische König Heinrich VIII., sind enorm spannend und stellen in der englischen Geschichte einen wichtigen Fixpunkt dar. Letztendlich führte die Ereignisse zur Abspaltung Englands von der römisch-katholischen Kirche und zur Schaffung der Church of England. Für mich ist dabei die Geschichte der zweiten Ehefrau von Heinrich dem VIII. besonders interessant. Schließlich hieß sie Anne Boleyn. Die gemeinsame Tochter wurde schließlich als Elisabeth I. Königen von England — ihre Regierungszeit wird als Elisabethanisches Zeitalter bezeichnet.
In der Fernsehserie „Wölfe“ wird Anne Boleyn von Claire Foy gespielt. So gesehen war sie also schon mal Königin, bevor sie in der aktuellen Netflix-Serie „The Crown“ erneut als englische König zu sehen ist — und wie ich finde in der Rolle ziemlich brilliert.
Die erste Staffel der Serie zeigt die das erste Jahrzehnt in der Regierungszeit von Elizabeth, beginnend mit ihrer Hochzeit und dem Tod ihres Vaters (Georg VI.). Den wiederum kennt man möglicherweise bereits aus „The King’s Speech“. Ein Film, wie er, der eigentlich nicht König sein wollte, durch die Abdankung seines Bruders König werden musste. Alles für die Krone, denn die Krone muss immer gewinnen.
Das Drehbuch zu „The Crown“ stammt von Peter Morgan, der bereits über Erfahrungen bei der Verfilmung des Lebens von Elizabeth II. verfügt. Er schrieb auch das Drehbuch zu „The Queen“, jener Film, der zu der Zeit spielt, als Prinzessin Diana ums Leben kommt.
An der Seite von Claire Foy spielt Matt Smith Philip Mountbatten. Matt Smith? Ja, der 11. Doktor. Wer jetzt fragt „Was denn für ein Doktor?“ hat schon fast die Antwort.
Nun, was soll ich über die Serie sagen? Ich finde sie großartig. Die Schauspieler sind gut gewählt und überzeugen. Nicht unbedingt, weil sie die realen den realen Personen aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sehen. Sondern weil sie die Körperhaltung ganz offensichtlich aufmerksam studiert haben. Besonders deutlich wird bei John Lithgow, der Winston Churchill spielt und Matt Smith als Philip. Smith schafft es, die leicht gebückte Haltung zu übernehmen und wirkt mit seinen manchmal unpassenden Sprüchen sehr authentisch. Vielleicht auch gerade weil immer wieder eine andere von Smith gespielte Figur für den Bruchteil einer Sekunde durchscheint.
Empfehlen kann ich die Serie (und die hoffentlich noch folgenden Staffeln in jedem Fall). Darüber hinaus ist sie für mich Anlass zum Nachdenken, ob es nicht ein paar positive Aspekte der konstitutionellen Monarchie gibt. Königin Elisabeth wirkt wie eine Art Ruhepool in stürmischen Zeiten. Wohltuend, so ein Staatsoberhaupt zu haben, welches nicht aus parteipolitischem Kalkül ins Amt kam.
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